Das Predigerseminar wurde 1896 in Preetz begründet, als großer Bedarf an einer praktischen Einweisung der angehenden Pastoren in das Amt entstand. Im 19. Jahrhundert bestanden zunächst keine Predigerseminare in Schleswig-Holstein. Nach der Besetzung des Landes durch die österreichischen und preußischen Truppen 1864 wurde für das Herzogtum Schleswig von den Geistlichen ein besonderer Nachweis gefordert, dass sie die dänische Sprache beherrschten. 1870 verfügte der preußische ‚Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten die Einrichtung eines Predigerseminars in Hadersleben, das die Kandidaten auf ihr Wirken in dänischsprachigen Bereichen vorbereiten sollte. Dazu wurden auch die homiletischen, katechetischen und liturgischen Übungen veranstaltet. Doch genügte das dem späteren Generalsuperintendenten Theodor Kaftan nicht. In seiner Zeit als Regierungs- und Schulrat in Schleswig forderte er 1883 die Einrichtung eines Predigerseminars, das die examinierten Theologiestudenten auf die Praxis in den Gemeinden vorbereite. Doch erst in seinem Amt als Generalsuperintendent ab 1886 konnte er seine Pläne so energisch vorantreiben, dass 1896 das Preetzer Predigerseminar eröffnet werden konnte. Für die Dauer des Bestehens der Landeskirche Schleswig-Holsteins galt im Prinzip das Motto der ecclesia semper reformanda, da die Ausbildungsinhalte an den Entwicklungen ausgerichtet werden musste.
Für den Übergang zur nordelbischen Zeit mussten freilich die Ausbildungsmodelle aus Schleswig-Holstein und Hamburg zusammengefügt werden. In Hamburg bestand kein Predigerseminar wie in Preetz, sondern die Ausbildung war den Hauptpastoren zugeordnet. Nunmehr wurde Preetz quasi das „Mutterhaus aller Vikarinnen und Vikare. Neu waren die so genannten „Ausbildungsregionen Hamburg, Schleswig, Kiel und Lübeck/Ahrensburg. Sie sind nicht zu verwechseln mit den später eingerichteten Ausbildungszentren. In den 70er Jahren stieg die Zahl der Theologiestudentinnen und -studenten stark an. Daher wurden sukzessive in verschiedenen Regionen neue Prediger- und Studienseminare, wie sie offiziell hießen, eröffnet: 1982 in Breklum, 1986 in Hamburg und 1991 in Pinneberg. Sie waren wie das Preetzer Seminar unselbständige Werke, aber letzterem nicht unterstellt. Um die Einheitlichkeit in der Ausbildung zu gewährleisten, wurde eine Seminarkonferenz eingerichtet. Die Sonderstellung des Preetzer Seminars kam dadurch zum Ausdruck, dass sein Direktor den Vorsitz in der Seminarkonferenz innehatte. Alle drei neuen mussten ihre Tore in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre schließen (Pinneberg 1996, Breklum 1998 und Hamburg 1999) - ein Ausdruck für den starken Rückgang der Theologiestudentinnen und -studenten, der auch auf die Sparmaßnahmen in der Nordelbischen Kirche zurückzuführen war. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das Prediger- und Studienseminar in Pinneberg ausdrücklich eine Übergangslösung war, um einen Überhang an Studierenden auf der Warteliste abzubauen. Hingegen waren die Seminare in Breklum und Hamburg auch als eine regionalpolitische Lösung zu verstehen, die dem Schwergewicht an der Ostküste ein Gegengewicht entgegensetzen sollte. Auch wurde damit angestrebt, die Vikarinnen und Vikare so stärker in die Region einbinden zu können. 2000 wurde das Diakonisch-Theologische Ausbildungszentrum Rickling (DTA) nach Preetz in die Räume des Predigerseminars Preetz verlegt. Durch die Zusammenführung erhoffte man sich neben Kosteneinsparungen auch Auswirkungen auf die gemeinsame Ausbildung von Pastoren und Diakonen. Für die Bewirtschaftung wurde ein Sekundärbereich gebildet, während das DTA und das Predigerseminar den Primärbereich darstellten. Im Zuge der Strukturreform und den damit verbundenen Sparmaßnahmen wurde 2007 der Standort Preetz geschlossen. Das Predigerseminar setzte seine Arbeit in Ratzeburg am Standort des Pastoralkollegs fort.
Leiter des Seminars: 1896-1906 Franz Rendtorff 1907-1924 Amandus Weinreich 1924-1926 Heinrich Rendtorff 1926-1934 Hans Pohlmann 1934-1939 Gottfried Horstmann 1950-1954 Gerhard Kunze 1955-1956 Wilhelm Andersen 1956-1957 Johann Schmidt 1957-1958 Johann Bielfeldt 1958-1963 Walter Tebbe 1963-1970 Joachim Huebach 1970-1982 Dieter Seiler 1982-1988 Jörn Halbe 1988-1990 Horst Albrecht 1991-1996 Gerhard Ulrich
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a. Archivarische Bearbeitung Die erste grundlegende Bearbeitung des Schriftguts erfolgte 1995/1996 durch Michael Kirschke. 2006 wurde ein umfassender Nachtrag erstellt. Im Zusammenhang mit der Schließung des Standorts Preetz und der Verlegung des Predigerseminars nach Ratzeburg an den Standort des Pastoralkollegs erfolgte eine weitere umfassende Abgabe, die 2010/2011 bearbeitet wurde. Hierbei wurden Unterlagen zur Bewirtschaftung des Gebäudes und der Liegenschaft, die also dem Sekundärbereich zugeordnet waren, dem Bestand des Predigerseminars zugeordnet. Gleichwohl ist es ratsam, auch den Bestand 31.6.04 (Diakonisch-Theologisches Ausbildungs- und Studienseminar in Rickling) heranzuziehen, da sich Überschneidungen ergeben haben.
b. Bestandsgeschichte Der Bestand wurde in mehreren Abgaben an das Archiv abgegeben. Es liegen nur wenige Akten aus der Zeit vor 1950. Er umfasst Akten zur Verwaltung, zum Unterricht und zu den Kandidatinnen und Kandidaten sowie den Vikarinnen und Vikaren.
3. Hinweise auf andere Bestände; Literaturangaben
a. Hinweise auf andere Bestände LKANK, 31.0.16, Prediger- und Studienseminar Breklum (Nordelbien) LKANK, 31.0.18, Prediger- und Studienseminar - Ausbildungszentrum Pinneberg-Rissen (Nordelbien) LKANK, 31.0.19, Prediger- und Studienseminar - Ausbildungszentrum Hamburg (Nordelbien) LKANK, 31.6.04, Diakonisch-Theologosches Ausbildungs- und Studienseminar Rickling (Nordelbien)
b. Literaturangaben Magaard, Gothard; Ulrich, Gerhard (Hrsg.): 100 Jahre Predigerseminar Preetz. Kiel: Lutherische Verlagsgesellschaft, 1996. Stenzel, Ulrich: Prediger im Archiv? Die Archivbestände der nordelbischen Predigerseminare im Nordelbischen Kirchenarchiv. In: Mitteilungen zum Archivwesen in der Nordelbischen Ev.-Luth. Kirche, Heft 37 (2007), S. 14-16. |