Mandel, Hermann (Professor für Allgemeine Religionsphilosophie und Religionsgeschichte) |
1942-1946 (2015) |
Johannes Hermann Mandel wurde am 13.12.1882 in Holzwickede bei Dortmund geboren.1901 bis 1906 studierte er Theologie in Halle, Königsberg, Bonn und Greifswald. Vor dem Wechsel nach Greifswald legte er das Erste Theologische Examen in Koblenz ab. 1909 erlangte er mit einer Arbeit über „Die scholastische Rechtsfertigungslehre, ihre Bedeutung für Luthers Entwicklung, ihr Grundproblem und dessen Lösung durch Luther das Lizenziat. Kurz drauf habilitierte er sich und wurde Privatdozent an der Theologischen Fakultät Greifswald, ab 1911 Titularprofessor. Im März 1912 wurde er als ordentlicher Professor für Systematische Theologie an die Universität Rostock berufen. Im August promovierte er an der Universität Greifswald zum D. theol. Zum Wintersemester 1918/1919 wurde er an die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel berufen, wo er den Lehrstuhl für Systematische Theologie innehatte. Ab 1926 gehörte auch die Allgemeine Religionsgeschichte zu seinem Lehrauftrag. 1931 veröffentlichte er eines seiner Hauptwerk „Wirklichkeitsreligion. Religion als Sinngebung des Daseins. Ein Neubau aus alten Steinen. Dieses Werk löste einige Diskussionen aus. Während einige Vertreter der liberaltheologischen Richtung sich anerkennend äußerten, wurde von kirchlicher Seite heftige Kritik geübt. Pastor Karl Hasselmann forderte sogar den Wechsel Mandels an die Philosophische Fakultät, weil seine Argumentation nicht mehr auf christlichem Religionsverständnis basiere. Die Kirchenleitung und das Landeskirchenamt hatten starke Vorbehalte gegenüber Mandel. Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten änderte sich allerdings einiges. Mandel trat 1933 sowohl dem völkischen Bund für Deutsche Kirche bei als auch der Deutschen Glaubensbewegung, die das Christentum ablehnte und einen „arisch-nordischen Glauben vertrat. In den Folgejahren schrieb Mandel zahlreiche Texte, die sich mit seinem neuen nicht-christlichen Religionsverständnis auseinandersetzen. Zum Wintersemester 1935/1936 wurde er der Philosophischen Fakultät zugeordnet, was sachlich richtig war, aber auch dem Neuaufbau der Theologischen Fakultät geschuldet war. Mandel war nun ordentlicher Professor für Allgemeine Religionsphilosophie und Religionsgeschichte am neuen Institut für Rassenkundliche Geistesgeschichte. Mandels Forschung und Lehre stand nun auf vollkommen rassischer Grundlage nach Vorgaben der NSDAP. Während er regional in der Theologischen Fakultät isoliert dastand, wurde er auf überregionaler Ebene ignoriert. Schon seit frühen 1930er Jahren wurden seine Werke nicht mehr in der Zeitschrift für Theologie und Kirche rezensiert. 1937 trat er der NSDAP, 1938 dem Nationalsozialistischen Dozentenbund der Kieler Universität bei und wurde in den Beirat der „Wissenschaftlichen Akademie des NS-Dozentenbundes der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel berufen. Hier war er im Arbeitskreis für „Biologische Gegenwartsfragen" tätig. 1944 zog er nach Kluvensiek bei Rendsburg. Hermann Mandel starb dort am 08.04.1946. |
a. Archivische Bearbeitung Der Bestand wurde erstmals 2007 von Michael Kirschke erschlossen. Der Bestand wurde 2019 von Benjamin Hein überarbeitet. Dabei wurden die ursprünglichen Nr. 1-24 ausgegliedert und in die Archivbibliothek überführt, da es sich um gedruckte Werke Mandels handelt. Die bisherigen Nrn. 25-26, jetzt Nr. 1-2, wurden zusammen mit einem Nachtrag neu erschlossen.
b. Bestandsgeschichte Der Bestand wurde 2007 dem Landeskirchlichen Archiv übergeben. 2015 erfolgte die Abgabe eines Nachtrags.
Der Nachlassbestand enthält Manuskripte der Publikationen Mandels.
3. Hinweise auf andere Bestände; Literaturangaben
a. Hinweise auf andere Bestände keine
b. Literaturangaben Buss, Hansjörg: Die Kieler Theologische Fakultät im NS-Staat. In: Cornelißen, Christoph; Mish, Carsten(Hrsg.): Wissenschaft an der Grenze. Die Universität Kiel im Nationalsozialismus. Essen 2009, S. 99-117. Gerlach, Antje: Mandel, Hermann. In: Benz, Wolfgang (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Bd. 2/2: Personen L-Z. Berlin 2009, S. 512f. Göllnitz, Martin: Karrieren zwischen Diktatur und Demokratie. Die Berufungspolitik in der Kieler Theologischen Fakultät 1936 bis 1946, Frankfurt a. M. 2014. Wolfes, Matthias: Hermann Mandel. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 15, Herzberg 1999, Sp. 930-939. |