Das Nordelbische Frauenwerk war ein unselbständiges Werk nach Art. 60 Buchstabe a) der Verfassung der Nordelbischen Ev.-Luth. Kirche. Seine Arbeit wurde in der Ordnung vom 10. Februar 1992 folgendermaßen definiert: "1. Auf der Grundlage der Präambel der Verfassung hat das Frauenwerk der Nordelbischen Ev.-Luth. Kirche die Aufgabe, Frauen in ihren Lebensbezügen das Evangelium von Jesus Christus in Wort und Dienst zu verkündigen" und: "2. Die Arbeit des Frauenwerkes geschieht als Dienst für die Frauen in den Kirchengemeinden, in den Kirchenkreisen, in der Nordelbischen Ev.-Luth. Kirche und in den Kureinrichtungen des Müttergenesungswerkes." Die Ursprünge der Landeskirchlichen Frauenarbeit in Schleswig-Holstein gehen auf die kirchlichen Frauenhilfsvereine des 19. Jahrhunderts, insbesondere auf den 1899 gegründeten Verband der "Ev. Frauenhilfe in Deutschland" zurück. Die Ev. Frauenhilfe in Schleswig-Holstein wurde maßgeblich von der ersten Leiterin, Martha Meßtorf, in den 1920er Jahren aufgebaut. Nach ihrem Tod im Jahr 1944 wurde die Arbeit von der Vikarin Rosemarie Mandel und seit 1947 nebenamtlich von der Vikarin Elisabeth Haseloff weitergeführt. Im Rahmen des Wiederaufbaus kirchlicher Strukturen nach dem Zweiten Weltkrieg blieb die Landeskirchliche Frauenarbeit in Schleswig-Holstein zurück. Erst nachdem im Mai 1953 die Vikarin Annemarie Grosch mit der Leitung betraut wurde, konnte wieder von einer kontinuierlichen Arbeit gesprochen werden. Entsprechend dem auf der Landessynode beschlossenen Theologinnengesetz wurde das Amt der Leiterin zum 1. Januar 1967 zu einer Pastorinnenstelle umgeformt.
Die Landeskirchliche Frauenarbeit (Ev. Frauenhilfe), im Jahr 1968 zum Landeskirchlichen Frauenwerk Schleswig-Holstein weiterentwickelt, erfuhr seit 1953 eine kontinuierliche Ausweitung ihrer Tätigkeit, die zu einer langsamen Herausbildung der drei Fachbereiche Gemeinde- und gesellschaftsbezogene Frauenarbeit, Müttergenesung und Familienbildung geführt hat. Die Frauenarbeit in den Kirchengemeinden und -kreisen wurde seit 1953 ständig ausgebaut, so daß im Jahr 1993 in 23 Kirchenkreisen der Nordelbischen Kirche Kirchenkreisfrauenwerke bestanden, die mit einer hauptamtlichen Leiterin ausgestattet waren. Lediglich in vier der 27 Kirchenkreise ruhte die Arbeit 1993 noch vollständig auf den ehrenamtlichen Kräften. Die Fortbildungsveranstaltungen für Beauftragte der Frauenarbeit in den Kirchengemeinden und -kreisen stellten einen wichtigen Aspekt der Tätigkeit des Nordelbischen Frauenwerkes dar. Auch die Tätigkeit im Aufgabenbereich Müttergenesung wurde zunehmend umfangreicher. Im Jahr 1950 wurde das von 1928 bis zum Kriegsbeginn genutzte Mütterkurheim "Dünenhaus" in Timmendorfer Strand unter schwierigen Bedingungen wiedereröffnet. Hinzu kam das 1960 neugebaute Mütterkurheim in Schmalensee. Die Indienststellung des neuerrichteten Kurheimes in Büsum im Jahr 1975 bedeutete insofern einen Einschnitt, als es sich um das erste evangelische Mütterkurheim in Schleswig-Holstein handelte, das Kuren für Mütter und Kinder anbot. Der umfangreiche Aktenbestand zur Bautätigkeit in Büsum verdeutlicht, welch großen Raum diese Angelegenheit in der Arbeit des Frauenwerkes eingenommen hat. Durch die Gründung der Nordelbischen Kirche gingen 1977 die von der Hamburger bzw. der Lübecker Frauenarbeit betriebenen Mütterkurheime in Dahmeshöved und Bahrenhof in die Verantwortlichkeit des Nordelbischen Frauenwerkes über. Die ev. Familien-Bildungsstätten - ehemals Mütterschulen - im Bereich der Landeskirche Schleswig-Holstein bzw. in der Nordelbischen Kirche standen im Mittelpunkt des dritten Fachbereichs des Frauenwerkes. Im Bestand sind vor allem Tagungen der Arbeitsgemeinschaft Ev. Familien-Bildungsstätten, sowie Fortbildungsmaßnahmen für die Mitarbeiterinnen dokumentiert. Aufgabe der Nordelbischen Arbeitsgemeinschaft für Frauenarbeit - vormals Landesarbeitsgemeinschaft des Landeskirchlichen Frauenwerkes Schleswig-Holstein - war es, die Arbeit des Frauenwerkes auf nordelbischer Ebene zu unterstützen. Sie setzte sich aus den Leiterinnen der Kirchenkreisfrauenwerke, Delegierten der Kirchenkreise, Delegierten aus dem Kreis der Vermittlungsstellen für Müttergenesungskuren in Nordelbien sowie aus der Nordelbischen Arbeitsgemeinschaft Ev. Familien-Bildungsstätten zusammen.
Sitz der Landeskirchlichen Frauenarbeit war seit 1953 Neumünster. Im Jahr 1967 bezog sie die neugebaute Landesstelle am Alten Kirchhof 16. Infolge der Gründung der Nordelbischen Landeskirche im Jahr 1977 konstituierte sich das Nordelbische Frauenwerk, das die Frauenwerke Schleswig-Holstein, Hamburg und Lübeck sowie die Frauenarbeit in Eutin zusammenfasste. Die Leitung des Nordelbischen Frauenwerkes mit Sitz in den Räumen des ehemaligen Frauenwerkes Schleswig-Holstein hatte die Pastorin Annemarie Grosch bis zu ihrer Pensionierung am 31. Dezember 1977 inne. Mit der Nachfolge wurde die Pastorin Rut Rohrandt betraut. Im Verlauf der späten 1970er und frühen 1980er Jahre begann die intensive Beschäftigung mit feministischer Theologie, an der sich vermehrt innerkirchliche Kontroversen entzündeten, deren Verlauf sich auch im Bestand niederschlägt. In den 1990er Jahren vollzog sich der Umzug in das jetzige Domizil in Kiel in der Gartenstarße 20. Mit der Strukturreform wurde das Frauenwerk in den Hauptbereich 4 "Frauen, Männer, Jugend", heute Hauptbereich "Generationen und Geschlechter", eingegliedert. Mit der Gründung der Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland ging das Frauenwerk im Frauenwerk der Nordkirche auf.
Bezeichnungen der ev. Frauenarbeit bis 1942 Ev. Frauenhilfe in Schleswig Holstein 1942-1968 Landeskirchliche Frauenarbeit (Ev. Frauenhilfe) Schleswig-Holstein 1968-1976 Landeskirchliches Frauenwerk (Ev. Frauenhilfe) Schleswig-Holstein 1977-2012 Nordelbisches Frauenwerk
Leiterinnen der ev. Frauenarbeit 1920er Jahre bis 1944 Martha Meßtorf 1944-1947 Rosemarie Mandel 1947-1953 Elisabeth Haseloff 1953-1977 Annemarie Grosch 1978-1989 Rut Rohrandt 1990-1992 Heide Emse 1993-2004 Käthe Stäcker 2004-2012 Kerstin Möller (+ 2013) 2013 Vakanz 2014-2018 Ulrike Koertge Seit 2019 Susanne Sengstock
|
a. Archivarische Bearbeitung Der Schriftgutbestand des Schleswig-Holsteinischen bzw. Nordelbischen Frauenwerkes wurde im Jahr 1994 in den Räumen des Nordelbischen Kirchenarchivs in Kiel von Herrn Martin Heering und Herrn Jürgen Wenzel geordnet und auf Karteikarten verzeichnet. Die Karten wurden ferner klassifiziert und in den Computer eingegeben. Eine Rekonstruktion der gewachsenen Registraturordnung war nicht möglich, da nur bei wenigen Archivelementen eine Registratur-Signatur festgestellt werden konnte. Dabei handelt es sich in erster Linie um Akten aus den 1970er Jahren mit langer Laufzeit. Daher wurde ein Klassifikationsschema ausgearbeitet, welches sich an der Bestandsstruktur und an den Tätigkeitsbereichen des Frauenwerkes orientiert. 1999 wurde die Klassifikation nachbearbeitet und im September 2009 ein Nachtrag ab Nr. 491 von A. Bemmer geleistet. Seit 2020 wird ein weiterer Nachtrag bearbeitet. Der Abschluss ist wegen anderer Belastungen erst für 2022 zu erwarten.
Zum Bestand zählen ferner mehrere Druckklischees, eine Federzeichnung und vier Fotoalben. Die detaillierte Verzeichnung soll die Benutzung des Bestandes erleichtern. Kassiert wurden vor allem Mehrexemplare, Veranstaltungsanmeldungen, einige Blankoformulare und Rundschreiben anderer Institutionen, handschriftliche Vorlagen vorhandener Schreiben sowie einige Prospekte und Zeitschriften ohne direkten Bezug zur Arbeit des Frauenwerkes.
b. Bestandsgeschichte Einige Akten umfassen aufgrund ihrer langen Laufzeit Schriftgut der Ev.-Luth. Landeskirche Schleswig-Holstein wie auch der Nordelbischen Ev.-Luth. Landeskirche. Institutionen, deren Name sich im Zeitverlauf änderte, wurden i.d.R. unter beiden Bezeichnungen aufgenommen. Die Archivalien stammen aus dem Zeitraum von 1949 bis in die späten 1980er Jahre. Es sind einzelne Dokumente dabei, die aus den 1920er Jahren stammen. Der Bestand enthält Akten zu allen Aspekten der Verwaltungsarbeit und der frauenbezogenen Arbeit.
3. Hinweise auf andere Bestände; Literaturangaben
a. Hinweise auf andere Bestände LKANK, 31.4.05, Landeskirchliches Frauenwerk (Hamburg und Kirchenkreis Alt-Hamburg) LKANK, 31.4.08, Frauenwerk (Lübeck) LKANK, 31.4.17, Frauenwerk (Nordkirche)
b. Literaturangaben "...von gar nicht abschätzbarer Bedeutung". Frauen schreiben Reformationsgeschichte, herausgegeben vom Frauenwerk der Nordkirche und der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek. Kiel: Lutherische Verlagsgesellschaft Kiel, 2016. |