Schröder, Johannes (Landespastor) |
1878-1988 |
Johannes Karl Georg Schröder wurde am 7.12.1909 in Kiel geboren. Nach dem Studium wurde er am 13.5.1934 in Hamburg-Blankenese ordiniert und dann als Provinzialvikar in Osterhever (Eiderstedt) eingesetzt, ehe er zum 16.9.1934 die Pfarrstelle dort erhielt. Bereits im nächsten Jahr wechselte er nach Albersdorf (28.7.1935). 1939 ließ er sich als Wehrmachtspfarrer aus dem Dienst der Landeskirche entlassen. In Stalingrad geriet er in Kriegsgefangenschaft. Seine Mitwirkung beim Nationalkomitee Freies Deutschland wurde ihm später zum Vorwurf gemacht. Er hatte auch in Radiosendungen mitgewirkt, die zum Anlass von kriegsgerichtlichen Ermittlungen wurden. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft arbeitete er für kurze Zeit in Berlin beim Oberkirchenrat, ehe er 1946 nach Schleswig-Holstein zurückkehrte. In Neumünster konnte er zum 23.6.1946 eine Pfarrstelle in Neumünster übernehmen. Seinen Interessen folgend, konnte er zum 5.12.1955 eine Pfarrstelle als Sozialpastor der Landeskirche Schleswig-Holsteins mit Amtssitz in Kiel übernehmen. Doch schon zwei Jahre später, zum 18.11.1957, wurde er in das Amt des Landespastors für Innere Mission berufen und zugleich Beauftragter des Ev. Hilfswerks. Dieses Amt behielt er bis zu seiner Zurruhesetzung zum 1.1.1975. 1960 wurde er zum Landeskirchenrat im Nebenamt ernannt und hatte damit das Recht, an den Sitzungen des Kollegiums des Landeskirchenamts teilzunehmen. Er wirkte von 1957 bis 1988 im Vorstand der Stadtmission mit. Nach seinem Rücktritt wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Er gehörte dem Diakonischen Rat auf EKD-Ebene an und war von 1966 bis 1976 Vorsitzender der Diakonischen Konferenz, des obersten Organs des Diakonischen Werkes. Außerdem war er Mitglied des Verteilerausschusses der Aktion BROT FÜR DIE WELT sowie im Hauptausschuss und im Vorstand des Deutschen Vereins für öf-fentliche und private Fürsorge. Er starb am 28.7.1990 in Kronshagen.
Sein Vater Johann Wilhelm Joachim Christian Schröder wurde am 1. April 1879 in Rastow in Mecklenburg als Sohn des Häuslers Christian Schröder geboren. Nach der Konfirmation im März 1893 musste er Hirte werden, da seine Eltern das Schulgeld für die höhere Schule nicht aufbringen konnten. Schon nach wenigen Monaten wurde er schwer krank und in das Stift „Bethlehem in Ludwigslust zur Genesung überwiesen. Dort fasste er den Entschluss, in eine Missionsanstalt einzutreten, um Diakon zu werden. Die dafür nötige Schulbildung erwarb er den folgenden Jahren in der Bürger-Knabenschule in Schwerin, die er durch Vermittlung des Pastors Karstens mit einem Stipendium des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin besuchen konnte. Am 20. August 1896 trat er mit 17 Jahren in die Brüderanstalt des Stephansstiftes in Hannover ein. Für diesen Schritt war er noch sehr jung, denn normalerweise hatten die aufgenommenen Diakonenschüler schon eine Berufsausbildung absolviert und waren älter als 20 Jahre. Er begann seine Ausbildung als Pfleger in der „Idiotenanstalt in Neu-Erkerode und setzte sie fort im „Siechenhaus des Stephansstiftes in Hannover-Kleefeld. Im Oktober 1901 wurde er als Stadtmissionar nach Neumünster entsandt. Dort war er unter anderem in der Blaukreuzarbeit tätig und gründete einen christlichen Jugendverein.1903 heiratete er Selma Alma Mattert. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor, von denen zwei aber schon früh starben. Am 15. November 1904 wurde er Stadtmissionar in Kiel. Johann Schröder starb nach langer, schwerer Krankheit am 11. Juli 1919 in Kiel.
Johannes Schröder hatte Material gesammelt zu Propst Becker. August Wilhelm Becker wurde am 26. April 1837 in Verden an der Aller geboren als Sohn des Pastors und Garnisonspredigers an St. Johannis zu Verden, August Wilhelm Becker (1797 1886). Er besuchte das Gymnasium in Stade und studierte ab 1856 Theologie zuerst in Er-langen, danach in Göttingen. Nach dem ersten Examen war er Hauslehrer in Mecklenburg und vom 26. April 1862 bis zum 7. Juni 1864 Mitglied des Predigerseminars in Loccum. Am 16. April 1864 wurde er ordiniert. Anschließend nahm er eine Stelle als Adjunkt Gehilfe des Pfarrers in Arbergen bei Bremen an. Ab 1865 war er Lehrer am Haupt- und Präparandenseminar und an der höheren Töchterschule in Stade, seit 1867 Religionslehrer am Gymnasium in Verden. Am 20. Februar 1869 wurde er als Pastor in Horneburg bei Stade in sein Amt ein-geführt. Im April 1869 heiratete Becker Sophie Willemer (1845 1914). Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor. Von September bis Dezember 1870 diente Becker als Feldprediger im deutsch-französischen Krieg in Frankreich. 1874 ging er von Stade nach Eisenach und wurde am 25. November Stiftsprediger an der Diakonissenanstalt in Eisenach. Am 21. Dezember 1879 wurde er zum Hauptpastor an St. Nikolai in Kiel gewählt und am 8. Februar 1880 in sein Amt eingeführt. Am 15. Februar 1892 erfolgte die Ernennung zum Propst der Propstei Kiel. 1905 verlieh ihm die Theologische Fakultät der Universität Rostock die theologische Ehrendoktorwürde. Am 1. Februar 1908 verstarb Propst Becker nach langer Krankheit. |
a. Archivische Bearbeitung Der Bestand wurde 2010 von Ulrich Stenzel erschlossen.
b. Bestandsgeschichte Der Bestand wurde 2007 von der Familie als Depositum dem Nordelbischen Kirchenarchiv übergeben.
Das hier erschlossene Schriftgut stammt aus dem Nachlass von Johannes Schröder, der Landespastor der Landeskirche Schleswig-Holsteins und in der Kieler Stadtmission tätig war. Er war zudem Sohn des Stadtmissionsinspektor Johann Schröder, der nach der Gründung der Stadtmission in Kiel tätig war. Johann Schröder wiederum sammelte Material zu Propst Wilhelm Becker, der einer der Gründer der Stadtmission war.
Dadurch lässt sich der Nachlass von Johannes Schröder in drei Schichten teilen, die sich in der Klassifikation wiederspiegeln: 1. Material zu Propst Wilhelm Becker, 2. Fotos, Briefe und Aufzeichnungen von Johann Schröder sowie Fotos von seinem Arbeitsgebiet, 3. Unterlagen aus der Tätigkeit von Johannes Schröder in der Stadtmission.
Im Oktober 2023 wurde weiteres Schriftgut als Nachtrag übergeben, dass v.a. die Korrespondenz und die Aktivitäten Schröders spiegelt.
3. Hinweise auf andere Bestände; Literaturangaben
a. Hinweise auf andere Bestände LKANK, 32.6.13, Stadtmission Kiel
b. Literaturangaben Brüchmann, Michael, Jänicke, Doris: Seit 100 Jahren Hilfe für Menschen : ein Rückblick. Hrsg. von der Evangelische Stadtmission Kiel. Kiel 2004. Schröder, Johannes, Waches Gewissen - Aufruf zum Widerstand. Reden und Predigten eines Wehrmachtpfarrers aus sowjetischer Gefangenschaft 1943-1945. Hrsg. von Peter Godt. Göttingen: Wallstein 2021. https://pastorenverzeichnis.de/person/johannes-karl-georg-hermann-schroder/ (abgerufen am 14.07.2022) "Trotz all des unaussprechlichen Elends..." Kriegsbriefe 1940 bis 1946 zwischen Johannes und Ingeborg Schröder. Briefwechsel mit Otto Dibelius, Friedrich-Wilhelm Krummacher, Heinrich Grüber, Hans Asmussen, Oskar Söhngen und Herbert Mochalski. Hrsg. Peter Godt, 2023. |