Schon zur Hansezeit sorgten die in gildeähnlichen Brüderschaften (Bergen-, Island- oder Flandernfahrer) organisierten Kaufleute und Schiffer nicht nur für die Verbreitung christlichen Glaubens und christlicher Werte, sondern nahmen sich auch der Witwen und Waisen sowie der Kranken an. Sie gründeten die Seefahrer-Armen-Brüderschaft und kümmerten sich im 1562 errichteten Trosthaus, das als erstes Seemannsheim gelten kann, um Bedürftige. Bereits im Jahr 1715 lassen sich erste Schiffsprediger auf hamburgischen Schiffen nachweisen. Die Blütezeit der Deutschen Seemannsmission war das Jahrzehnt vor dem ersten Weltkrieg. Schon 1891 wurde Pastor Jungclaußen aus Cardiff als Seemannspastor nach Hamburg berufen. Es lag daher nahe, dass 1891 das „Hülfskomitee für deutsche Seemannsmission in Hamburg gegründet wurde, dem 1899 nach altem hamburgischen Staatsrecht der Status der Rechtsfähigkeit bestätigt wurde und das sich nunmehr „Deutsche Seemannsmission in Hamburg nannte. 1906 wurde das vereinseigene Seemannsheim am Wolfgangsweg eingeweiht. Diesem Vorbild folgten in den anderen Hansestädten weitere Gründungen, so etwa 1906 in Lübeck. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kam es dann in weiteren Küstenstädten zu neuen Gründungen. In Hamburg wurde nach dem Krieg zunächst das Seemannsheim am Wolfgangsweg wiederaufgebaut (1951), doch als dieses sich als zu klein erwies, am Krayenkamp ein größeres Heim eingeweiht (1959). Heute zeigt sich die Seemannsmission nicht nur in Deutschland oder Europa, sondern ist mit Seemannsheimen in fast allen großen Häfen rund um den Erdball vertreten, in denen Seeleute aller Religionen übernachten können und betreut werden. Die Mitarbeitenden unterstützen u.a. bei Behördengänge oder Arztbesuchen. Eine weitere Hauptaufgabe der Deutschen Seemannsmission ist die Seelsorge. Seit 1950 hat das Seemannsheim Altona einen Andachtsaal, der 1964 zur Kapelle St. Clemens am Hafen ausgebaut worden ist. In dieser Kirche wird neben Abendmahl und Gottesdienstfeiern auch der auf See gebliebenen Seeleute gedacht.
Das Seemannspfarramt
Wohl im Jahr 1976 traten die bisher innerhalb ihrer Landeskirchen selbständig agierenden Vereine der Seemannsmissionen auf dem Gebiet der späteren Nordelbischen Ev.-Luth. Kirche (NEK) zusammen und gründeten eine „Arbeitsgemeinschaft für Seemannsmission. Mit der Gründung der Nordelbischen Kirche wurde durch die "Einstweilige Anordnung über die kirchliche Arbeit an den Seeleuten im Bereich der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche vom 10. Mai 1977" das Seemannspfarramt geschaffen. Die Selbständigkeit der Vereine blieb davon jedoch unberührt.
Das Seemannspfarramt wurde der NEK unmittelbar zugeordnet, „da der Dienst des Seemannspfarramtes aus fachlichen, personellen, wirtschaftlichen und organisatorischen Gründen sich auf das gesamte Gebiet der NEK erstreckt und über die Grenzen der einzelnen Kirchenkreise hinausreicht. Das Seemannspfarramt gliederte sich in zwei Pfarrbezirke, Schleswig-Holstein (mit Lübeck, Kiel, Brunsbüttel) und Hamburg (mit Hamburg, Hamburg-Altona, Hamburg-Harburg), die mit je einem von der Kirchenleitung der NEK im Einvernehmen mit der Arbeitsgemeinschaft berufenen, hauptamtlichen Seemannspastor besetzt wurden. Zu den Aufgaben zähtlen öffentliche Wortverkündung und Sakramentsverwaltung, Seelsorge, Mission, Unterweisung, Veranstaltungen, Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit. |