Der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt ist die Facheinrichtung der Landeskirche für das Arbeitsleben. Zunächst eher sozialräumlich (vor Ort) aktiv, ist der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA) in den späteren Jahren zu einem Fachdienst im Feld Arbeit, Wirtschaft und Soziales geworden.
Bereits am 19. März 1946 berief die Vorläufige Kirchenleitung Pastor Frithjof Carstensen zum Vertrauensmann für die Männerarbeit der Landeskirche. Zur Aufnahme der Kirchlichen Männerarbeit in der Landeskirche startete Pastor Carstensen eine Rundfrage an alle Propsteien, die Propsteivertrauensmänner benennen sollten.
Im Frühjahr 1948 übernahm der Jurist Dr. Friedrich Feller die neugeschaffene Stelle eines hauptamtlichen Beauftragten für die Männerarbeit. Zu Beginn war es v.a. ein Ziel, die evangelischen Arbeiter im Glauben zu bestärken und sie darüber hinaus in die Lage zu versetzen, im Betrieb und Gewerkschaft vor evangelischem Hintergrund zu grundlegenden Fragen Stellung nehmen zu können. Vor diesem Hintergrund fand 1949 der erste evangelisch-soziale Lehrgang für Arbeiter in Kiel statt. 1950 wurde die Dienststelle von Hamburg-Altona nach Kitzeberg bei Kiel verlegt.
In der Landeskirche Schleswig-Holstein hieß der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt zunächst „Sozialarbeit. Aus dieser Zeit stammen auch die Amts- bzw. Berufsbezeichnungen „Sozialpastor bzw. „Sozialsekretär. Im Anschluss an eine bundesweite Tagung der Männerarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland im Juni 1952 fand ein Gespräch zwischen etwa 90 Gewerkschaftsfunktionären aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Nord-Niedersachsen (Deutsche Angestelltengewerkschaft, Deut-scher Gewerkschaftsbund) und 25 Vertretern der Männerarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) statt. Ergebnis dieses Treffens war u.a. auch ein eindeutiges Nein zu der sich kurz vorher zugetragenen Vereinigung der Evangelischen Arbeitervereine und der Anstoß für die Gründung des Arbeiterwerks.
Am 12. September 1952 beschloss die Kirchenleitung die Aufnahme der kirchlichen Industrie- und Sozialarbeit in Schleswig-Holstein. Mit der Schaffung des Arbeiterwerks sollte ein Arbeitersekretär eingestellt werden. Das Arbeiterwerk sollte von der Männerarbeit getragen werden. Beide o.g. Werke (Ev. Akademie, Arbeiterwerk) sollten bei der Organisation von Tagungen direkt personell und sachlich zusammenarbeiten. Zudem sollte einem Landespastor des Männerwerks nebenamtlich die Aufgaben eines Sozialpastors übertragen werden.
Die Entwicklung der sog. „gesellschaftlichen Diakonie nahm in Schleswig-Holstein zunächst also zwei Wege: - in der Arbeit des Arbeiterwerks der Männerarbeit - im sozialen Dienst und in den Tagungen der Evangelischen Akademie Daher ist die Geschichte des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt eng mit der Geschichte der evangelischen Akademie verknüpft.
Ab 1955 hieß in den vier Landeskirchen und im Kirchenkreis Harburg, die sich später zur Nordelbischen Kirche zusammenschlossen, die kirchliche Industrie- und Sozialarbeit „Sozial-, Industrie- und Männerarbeit. Mit der Vereinigung dieser Arbeitszweige (die in anderen Landeskirchen oft getrennt wahrgenommen wurden) erhielt der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA) einen Doppelauftrag: Sozial- und Industriearbeit sowie Männerarbeit.
1956 schlossen sich in Schleswig-Holstein verschiedene Werke und Einrichtungen der Landeskirche, die sich mit der Verkündigung des Evangeliums in der Arbeitnehmerschaft befassten, zur Evangelischen Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AGFA) zusammen, um gesellschaftlich-soziale Probleme in theologischen und kirchlichen Bezügen zu diskutieren.
In der Landeskirche Lübeck wurde die Sozialarbeit durch die „Ordnung für den Sozialbeirat der evangelisch-lutherischen Kirche in Lübeck vom 6. Juli 1960 geregelt.
In der Landeskirche Schleswig-Holstein war die Männerarbeit ab 1966 durch die „Ordnung der Männerarbeit der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schleswig-Holsteins geregelt. Sie legte die Arbeit gemäß den sog. Echzeller Richtlinien zu Männerarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland vom 3. Mai 1946 fest. Die Männerarbeit wurde auf Gemeinde-, Propstei- und landeskirchlicher Ebene wahrgenommen. Organe der landeskirchlichen Männerarbeit waren die Vertreterversammlung als oberstes Organ der Männerarbeit und die Landesleitung, die die Beschlüsse der Vertreterversammlung ausführen sollte.
Schwerpunkte der Arbeit waren in dieser Zeit die Organisation der Evangelisch-Sozialen Lehrgänge für Arbeitnehmer (Schwerpunkt Arbeitermission). Diese wendeten sich zunächst an potentielle Mitglieder von Personal- und Betriebsräten sowie Gewerkschaften, um diese auf ihre Arbeit vorzubereiten. Später intensivierte sich die Arbeit in Gesprächen auf Propsteikonventen, Ortsgemeinden und durch Besuche in Betrieben (in Vorbereitung auf die Evangelisch-sozialen Lehrgänge). Vertieft wurden die Erkenntnisse der Lehrgänge auf weiterführenden Seminaren und Wochenendjahrestreffen. In der Folge entstanden auch in einigen Propsteien Ortskreise, über die sich das Arbeiterwerk entfaltete. Auch die Arbeitnehmerschaft auf dem Land steht im Fokus der Arbeit der „Sozial-, Industrie- und Männerarbeit. Durch den Fachausschuss „Kirchliche Arbeit auf dem Land soll der Strukturwandel begleitet werden. Maßnahmen waren z.B. die Organisation von Freizeiten und Seminaren für Landarbeiter Mit wechselseitigen Einladungen zu regelmäßigen Gesprächsrunden verfestigte sich auch die Kontaktpflege zu den Gewerkschaften. Auf Initiative des Arbeiterwerks wurde z.B. das 4-wöchige Betriebspraktikum für Vikarinnen und Vikare als Voraussetzung für die Zulassung zum 2. Theologischen Examen in die Prüfungsordnung aufgenommen.
In den 1970er Jahren rückten die Nachwuchskräfte in den Fokus: Für Lehrlinge wurden für Lehrgänge und die Möglichkeiten zur Teilnahme aus Auslandsaufenthalten angeboten.
Eine weitere Zielgruppe wurden alleinerziehende Mütter und alleinstehende Frauen, für die der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA) eine Reihe an Veranstaltungen organisierte.
Mit der Gründung der Nordelbischen Kirche gingen die landeskirchlichen Einrichtungen der Sozial- und Männerarbeit in der Regionalstruktur des nordelbischen Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt auf.
Am 1. März 1978 trat die einstweilige Anordnung der Kirchenleitung in Kraft, die die entsprechenden Einrichtungen der Landeskirchen Schleswig-Holstein, Hamburg, Eutin, Lübeck und des Kirchenkreises Harburg offiziell zum „Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA), Sozial-, Industrie- und Männerarbeit in der Nordelbischen Kirche zusammenfasste. Mit der Anordnung wurde die Arbeit des KDA in mehrere Regionen eingeteilt (Region Nord, Region Ost, Region Hamburg [Süd]). Für jede Region sollte eine Vertreterversammlung einberufen werden. Die Leitung des Gesamtbereiches in der Nordelbischen Kirche sollte einem hauptamtlichen Pastor, der von der Kirchleitung berufen wird, mit Dienstsitz in Kiel übertragen werden.
In den 1980er wurde die Schaffung von Angeboten für Arbeitssuchende ein Thema. In den Arbeitsstellen entstanden u.a. „Büros für Arbeitslose und andere ähnliche Angebote (Wochentagungen, kooperative Maßnahmen). Der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt war zudem (Mit-)Begründer von Beschäftigungsgesellschaften. Allerdings war auch der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt selber vom Sparprogramm der Landeskirche betroffen. Die Zuschüsse wurden um fast die Hälfte gekürzt. Ende der 1990er Jahre wurde der Bereich „Beratung und Hilfestellung bei der Arbeitssuche an das Diakonische Werk Hamburg abgegeben.
Die thematische Arbeit des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt entfaltete sich seit den 1980er Jahren in vielfältigen Angeboten. Dazu zählten Väterbildung, Betriebsbesuche für Pastoren, Förderung der Mitarbeit von Laien, Fortbildung von Küstern, Friedhofsbediensteten und kirchlichen Mitarbeitenden. Weitere Aufgaben fanden sich im Arbeitsgebiet Kirche und Sport sowie in der Ausrichtung von Orts- und Dorfwochen.
1985 wurde die Männerarbeit institutionell aufgegeben und erst im Jahr 2000 als Männerforum (auf zwei Jahre befristete Arbeitsstelle) wieder aufgenommen.
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt waren innerkirchliche Beratungsangebote für kirchenleitende Personen und Gremien sowie die Verfassung von Stellungnahmen zu wirtschafts- und sozialpolitischen Themen.
In der Beratungsarbeit entwickelten sich ab Ende der 1990er ein Fokus auf die Themen Probleme am Arbeitsplatz oder im Betrieb sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Rechtsgrundlage für die Arbeit des KDA ist seit 1990 die „Ordnung für den Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche vom 12. Februar 1990. Das Leitungsgremium des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt (KDA) ist der Arbeitsausschuss. Auf landeskirchlicher Ebene sollte die Arbeit in Arbeitsstellen wahrgenommen werden. Auf landeskirchlicher Ebene gab es z.B. 2002 Arbeitsstellen in Flensburg, Lübeck, Hamburg und Heide (neben der zentralen Dienststelle in Kiel).In den Kirchenkreisen Stormarn, Harburg und Niendorf existierte jeweils ein eigener Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt. Die Dienstaufsicht über die Arbeit in den Kirchenkreisen liegt beim landeskirchlichen Dienst in der Arbeitswelt. Weiterhin dient die sog. Mitarbeiterkonferenz (zusammengesetzt aus allen hauptamtlich tätigen Pastorinnen und Pastoren, Sozialsekretärinnen und Sozialsekretären der Landeskirche und der Kirchenkreise) als Gremium für die Koordination, Information und Fortbildung.
Seit 2008 gehört der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt zum Hauptbereich 2 Seelsorge, Beratung und ethischer Diskurs.
Beauftragte/Leitung der Männerarbeit; des kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt
1946-1948 Pastor Frithjof Carstensen, Vertrauensmann für die Männerarbeit
1948-1961Dr. Friedrich Feller, Landeskirchlicher Beauftragter für die Männerarbeit, Männerwerk
1961-1966 Pastor Bertold Kraft, Beauftragter Männerarbeit
1966-1976 Pastor Paul Gerhard Hoerschelmann, Beauftragter Männerarbeit
1977-1983 Pastor Paul Gerhard Hoerschelmann, Leitung des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt
1983-1986 Pastor Uwe Jochims, Leitung des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt
1987-1995 Landespastor Alexander Kirschstein, Leitung des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt
1996-2006 Peter Kruse, Leitung des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt
2007-2009 unbesetzt
2009-2011 Dr. Hasko von Bassi, Leitung des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt
2011-2012 Ulrich Ketelholdt, Kommissarische Leitung des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt
2012- Gudrun Nolte-Wacker, Leitung des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt |
a. Archivische Bearbeitung Der Bestand wurde in den Jahren 2002-2004 von den Praktikanten im Nordelbischen Kirchenarchiv Hansjörg Buss, Oliver Fieg und Jan Klußmann (Nrn. 1-1008) und anschließend von Januar bis Juni 2015 durch Diplom-Archivarin Julia Brüdegam (Nrn. 1009-1348) mit der Archivsoftware AUGIAS 8.3 erschlossen. Im Zuge der Erschließung der zweiten Ablieferung wurde die bestehende Klassifikation komplett überarbeitet. Weiterhin wurden Titelangleichungen durchgeführt und nicht gängige Abkürzungen aufgelöst. Auch fehlende Datumsangaben wurden nachgetragen. Ebenso wurden Enthält- und Darin-Vermerke überarbeitet.
Inhaltliche Schwerpunkte in der Überlieferung ist die Organisation von Tagungen, Lehrgängen, Studienfahrten und Seminaren. Besonders die Evangelisch-Sozialen Lehrgänge machen einen großen Teil in dieser Überlieferung aus. Weiterhin gibt es in dem Bestand auch Archivguteinheiten zur Evangelischen Arbeitnehmerschaft (EAN) und zur Evangelischen Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AGFA) und Evangelische Aktionsgemeinschaft für Arbeiterfragen (AkFA).
Die vorliegende Klassifikation wurde aufgabenbezogen dargestellt und orientiert sich an den der „Ordnung für den Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche genannten Aufgaben des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt.
Der Index wurde nur mit Begriffen gefüllt, die sich nicht über den Aktentitel oder die Systematik erschließen lassen.
Unter der Bezeichnung „Altes Aktenzeichen stehen (sofern ermittelbar) die im Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt verwendeten Aktenzeichen.
Die Plakate und die Fotografien wurden aus lagerungstechnischen Gründen in die Foto- bzw. Plakatsammlung des Landeskirchlichen Archivs integriert.
b. Bestandsgeschichte: Der Bestand enthält die archivische Überlieferung des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt der Nordelbischen Kirche sowie seiner Vorgängerinstitutionen. Das Schriftgut wurde 1999 und 2014 an das Landeskirchliche Archiv abgegeben. Der Bestand besteht vorwiegend aus Akten. Viele von ihnen haben einen Umfang von weniger als 1 cm. Zusätzlich zu den Akten sind auch Fotografien und Plakate vorhanden (Klassifikationsgruppen 9.1 und 9.2). Der Bestand wurde nicht mehr in seiner ursprünglichen Ordnung übergeben. Die Aktenzeichen, die viele der Ordner trugen, lassen vermuten, dass nach einem Aktenplan als Ordnungsschema gearbeitet wurde. Der Aktenplan selbst ist nicht überliefert.
3. Hinweise auf andere Bestände; Literaturangaben
a. Hinweise auf andere Bestände LKANK, 31.1.18, Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt - Arbeitsstelle Hamburg (Nordelbien und Nordkirche) LKANK, 31.1.19, Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt - Arbeitsstelle Flensburg (Nordelbien und Nordkirche) LKANK, 31.1.20, Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt - Arbeitsstelle Lübeck (Nordelbien und Nordkirche) LKANK, 31.1.21, Evangelische Akademie (Schleswig-Holstein und Nordelbien)
b. Literaturangaben Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt (Hrsg.): Glaubwürdig: 50 Jahre Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt (KDA) der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, Kiel 2003 Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt (Hrsg.): 60 Jahre Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt, hrsg. vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt, Kiel 2012 Pastor Prieß: Geschichten aus der Geschichte der 'Sozialarbeit', heute 'Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt' der Ev.-Luth. Landeskirche Schleswig-Holstein, zusammengestellt von Pastor Prieß, Ellerbek bei Kiel,. o.J. |