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Landeskirchliches Archiv der Nordkirche

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Archiv Landeskirchliches Archiv Nordkirche
Signatur: 32.0.01
Name: Predigerseminar Kropp
Laufzeit: 1836-1988
Geschichte: Wie andere engagierte Theologen seiner Zeit, so vor allen T. Harms/Hermannsburg, und W. Löhe/ Neuendettelsau, sah sich auch P. Johannes Paulsen, Kropp, genötigt, auf einen 1881 vom lutherischen Generalkonzil ausgesandten "Hilfeschrei" nach Pastoren zu reagieren. Nach seiner eigenen Darstellung war Pastor Paulsen von Anfang an von dieser Aufgabe fasziniert. Er begann ein Predigerseminar für Pastoren deutschsprachiger Gemeinden Amerikas in Kropp aufzubauen. An das Gebäude "Eben Ezer" in Kropp wurden zwei Seitenflügel angebaut, und im Mai 1882 begann die Seminararbeit mit 12 Seminaristen. Pastor Paulsen konnte als Ortspfarrer der Kirchengemeinde Kropp nicht auch noch das Predigerseminar leiten. Er suchte daher einen Direktor für das Predigerseminars, den er in dem streng lutherischen Pfarrer Gerhold aus Greiz fand. In der ersten Phase der Arbeit war keineswegs geklärt, in welcher Art die Verbindung zu dem zukünftigen amerikanischem Arbeitsgebiet der Auszubildenden bestand. Im Herbst 1882 unternahm Pastor Paulsen seine erste von insgesamt 6 Amerikafahrten, um mit Vertretern der amerikanischen lutherischen Kirche zu sprechen. Nach diesen ersten festen Vereinbarungen wurde das Kropper Predigerseminar erheblich erweitert. Nach und nach wurden bis zu 70 Seminaristen aufgenommen. Neben der Unterstützung des Generalkonzils war es zunächst vor allem Pastor Paulsen selbst, der das Seminar finanziell trug. Der Gewinn seiner durch die Buchhandlung Kropp vertriebenen Schriften ging zum großen Teil in das Seminar, das er wiederholt als den Schwerpunkt seiner Arbeit bezeichnete.

Der große Studentenbetrieb forderte auch räumlich weitere Bauten in Kropp. Als Anbau an Eben Ezer entstand als Wohnraum für die Seminaristen ein einfaches Gebäude, das um die Verbindung zum Generalkonzil auszudrücken den Namen "Philadelphia" erhielt. Der Wirtschaftsbetrieb in Kropp mußte vergrößert werden, neben einem Direktor wurden weitere Seminarlehrer angestellt.

1883 wurde dem Predigerseminar ein Proseminar zur Seite gestellt. Hier bot sich auch Nichtgymnasiasten durch den Sprachunterricht die Möglichkeit, die notwendigen Kenntnisse zum Besuch des Predigerseminar zu erwerben. Im übrigen war das "Reifezeugnis für die Prima eines deutschen Gymnasiums" Eingangsvoraussetzung.

Das Predigerseminar war nur bedingt einer theologischen Hochschule vergleichbar. Die Besucher des Seminars wurden daher im Allgemeinen auch nicht als Studenten, sondern als Zöglinge bezeichnet. Seit 1899 erschienen in unregelmäßigen Abständen gedruckte Jahresberichte, die über die Arbeit des Predigerseminars informierten.

Das Verhältnis zur amerikanischen lutherischen Kirche des Generalkonzils war zunächst nur sehr ungenau geklärt. Die Aufnahme der Kandidaten geschah durch die Leitung des Predigerseminars. Nach Abschluss des Examens erfolgte die feierliche Aussendung nach Amerika. Die amerikanische Kirche lernte ihre zukünftigen Pastoren erst kennen, wenn sie sich bei ihr um die Ordination bewarben. Wegen des Pastorenmangels geschah diese meist sofort. Außer an die im Generalkonzil verbundenen Gemeinden wurden auch Pastoren an lutherischen Kirchen in Kanada, im Einzelfall auch nach Südamerika, vermittelt.

1910 wurde vereinbart, dass die Absolventen, wie auf einem Landeskirchlichen Predigerseminar, anschließend einen einjährigen Kurs im Seminar in Philadelphia besuchen mussten. Auch die Anstellung der Lehrkräfte bedurfte nun der Billigung der "Kropp Kommission" des Generalkonzils.

Nach Kriegsbeginn 1914 ging die Arbeit im Predigerseminar Kropp stark zurück. Zöglinge und Lehrer wurden eingezogen. Der Kontakt nach Amerika musste unterbleiben. Die Zahl der Seminaristen sank bis 1917 auf zwei, dann wurde das Seminar geschlossen. Bereits im Sommer 1919 wurde es wieder eröffnet, zunächst mit den aus dem Krieg zurückgekommenen "Studenten".

1918 hatte sich in den USA das Generalkonzil und die Generalsynode mit der United Synod of the South zur United Lutheran Church in America zusammengeschlossen. Ähnlich wie die Zusammenarbeit zwischen Kropp und dem Generalkonzil hatte bislang die Generalsynode mit dem ebenfalls 1882 von Christian Jensen in Breklum errichteten Predigerseminar zusammengearbeitet. Es wurde das Predigerseminar Breklum Kropp ins Leben gerufen, das aus einem Proseminar in Breklum, das die Gymnasialbildung ersetzen sollte, und dem eigentlichen Predigerseminar, das in Kropp blieb, bestand.

Die Verbindung von Kropp und Breklum zu einem gemeinsamen Predigerseminar sicherte den Bestand dieser Ausbildungsstätte für weitere 10 Jahre. Die Verbindung zwischen dem Seminar und der ULC in Amerika war sehr stark von dem Engagement einzelner amerikanischer Pastoren abhängig. Besuche von Vertretern der amerikanischen Kirchenleitung 1925 und von Seminardirektor Rohnert in den USA 1926 führten zu einer Erneuerung der abgeschlossenen Verträge. Der Bestand des Seminars blieb allerdings unsicher.

Die Arbeit nahm nicht mehr den Umfang an, den sie zu Ende des 19. Jahrhunderts gehabt hatte. 1930 bereiteten sich 24 Seminaristen am Breklumer Proseminar auf den Besuch in Kropp vor, wo zu dieser Zeit 16 junge Männer ausgebildet wurden.

1931 sandte das Predigerseminar die letzten Kandidaten in die USA. Es waren nicht nur finanzielle Gründe, die das Ende des Seminars herbeiführten. In der ULC mehrten sich die Stimmen, die die Ausbildung aller benötigten Pastoren im eigenen Land forderten. Der deutsche Anteil innerhalb der ULC nahm ständig ab, die Mehrzahl der Gemeinden war nicht mehr allein von Einwanderern bestimmt. Für die zweite und dritte Generation erschien es wenig sinnvoll, einen aus Deutschland kommenden Gemeindepastor zu haben.

Das Hauptbuch des Kropper Predigerseminar zählt von 1882 bis 1931 472 Seminaristen. Die genaue Zahl der aus dem Seminar Kropp, bzw Breklum Kropp hervorgegangenen Pastoren ist nicht mehr zu ermitteln. Ein Teil der Kandidaten ist auch vor dem Examen aus Kropp abgegangen und teilweise unabhängig von Kropp in den Pfarrdienst getreten. Auch Relegationen kamen, wenn auch selten, vor.

Grundsätzlich sollten die Seminaristen einen jährlichen Betrag als Studienkosten zahlen. Minderbemittelte Seminaristen fanden Aufnahme auf Kredit, d.h. gegen die Zusage, die Kosten nach Übernahme eines amerikanische Pfarramtes zurückzuzahlen. Darüberhinaus warb Pastor Paulsen ständig um Spenden zur Unterstützung des Seminars. Aus der großen Gemeinde des Kirchspiels Kropp wurden regelmäßige Sachspenden geradezu angemahnt, um den Unterhalt des Seminars zu sichern. Für Pastor Paulsen war das Predigerseminar durchgehend die "Hauptanstalt der Kropper Anstalten". Dem Wohl des Predigerseminar hatten sich die anderen Einrichtungen unterzuordnen. Da bis 1901 alle Einrichtungen der Kropper Anstalten gemeinsam geführt wurden, konnte ein ständiger finanzieller Ausgleich zugunsten des Predigerseminars durchgeführt werden. Die Rückzahlung der Studiengebühren erfolgte nicht in dem von Pastor Paulsen erwarteten Umfang, sondern war vielmehr Ursache für lang anhaltende Streitfragen. Trotz Unterstützung der amerikanischen Kirchen wuchs das Defizit des Predigerseminars. Im November 1929 wurde die Auflösung des Predigerseminars angekündigt, da es weiterhin in großem Umfang Zuschüsse aus den anderen Bereichen der Kropper Anstalten erfordere und dennoch die Schuldenlast wachse. 1931 schloß das Predigerseminar nach 51jähriger Tätigkeit.
Bestandsgeschichte: a. Archivarische Bearbeitung
Die Verwaltungsakten wurden 1989 von Harald Jenner geordnet und verzeichnet; es wurde ein Findbuch erstellt.
Die Seminaristenakten wurden im Nordelbischen Kirchenarchiv durch eine Hilfskraft alphabetisch geordnet und maschinenschriftlich auf Karteikarten erfasst; dabei ist zu beachten, dass die Informationen über die jeweilige Person und ihren Lebenslauf aus dem Hauptbuch der Seminaristen (Nr. 1303 und 1304) ergänzt worden sind. Außerdem wurden zahlreiche Abkürzungen (besonders bei geographischen Namen) verwendet, die im nachhinein nicht mehr aufgelöst werden konnten. Es wurde kein Findbuch erstellt. Für Akten der Bewerber wurde ebenso verfahren; da Bewerber nicht in das Hauptbuch eingetragen wurden, enthalten diese Einträge auch keine persönlichen Angaben wie bei den Seminaristen. Hier wurden allerdings nur handschriftliche Karteikarten angefertigt.

1999 wurden folgende Arbeitsschritte unternommen, um die drei getrennten Bestandteile zu vereinigen und ein neues Findbuch auf Basis der Datenbank Augias 5.02 zu erstellen:

1. Die Findliste der Verwaltungsakten wurde eingescannt; die vorgefundene sachsystematische Ordnung blieb daher erhalten.
2. Die maschinenschriftliche Kartei für die Seminaristen wurde eingescannt; das vorgefundene Erschließungsschema sowie die alphabetische Reihenfolge blieben daher erhalten.
3.Die handschriftliche Kartei für die Bewerber wurde in das Datenbanksystem eingegeben; aufgrund des relativ geringen Aussagewertes dieser Akten wurde auf ein Erschließungsschema wie bei den Seminaristen verzichtet. Die Bewerber sind alphabetisch auffindbar.
4. Aufgrund der klaren sachsystematischen bzw. alphabetischen Ordnung wurde auf einen Schlagwortindex verzichtet (s. a. 6.2).
5. Alle Akten wurden in neue, säurefreie Archivmappen verpackt.
6. Das von Harald Jenner 1989 geschriebene Vorwort wurde übernommen.


b. Bestandsgeschichte
Der Bestand wurde 1989 aus der Bibliothek des Diakoniewerkes Kropp übernommen.

Der Bestand besteht aus drei großen Teilen: die Verwaltungsakten, die Akten über die in Kropp ausgebildeten Seminaristen sowie Anfragen und Bewerbungen von Interessierten, die aber dann nicht in das Seminar eingetreten sind.

Die Verwaltungsakten sind zum Teil als Sachakten angelegt, zum Teil aber als Korrespondenzserien. Die Seminaristenakten enthalten in unterschiedlichen Umfang Unterlagen über die betreffende Person und seinen Werdegang; zu erwähnen ist hier die häufig antreffende Korrespondenz, die die ehemaligen Seminaristen als fertige Pastoren in Amerika mit dem Predigerseminar geführt haben. Die Akten von Bewerbern sind zum Teil nur ein Blatt stark.


3. Hinweise auf andere Bestände; Literaturangaben

a. Hinweise auf andere Bestände
keine

b. Literaturangaben
Pörksen, Martin: Pastoren für Amerika. Aus der Geschichte des Breklumer Martineums, Breklum 1980.
Archiv: Landeskirchliches Archiv Nordkirche
Verweis: Zentrum für Mission und Ökumene - nordkirche weltweit - Arbeitsstelle Breklum