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    Landeskirchliches Archiv Nordkirche
    1 Landeskirchen vor 2012
    2 Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) (seit 2012)
    3 Dienste und Werke
    30 Hauptbereichsleitungen und Kammer für Dienste und Werke
    31 Dienste und Werke der Landeskirchen
    32 Selbstständige Dienste und Werke im Bereich der Landeskirche
    32.0 Aus- und Weiterbildung, Schule, Gemeinde- und Religionspädagogik
    32.1 Seelsorge und gesellschaftlicher Dialog
    32.2 Gottesdienst, Kirchenmusik und Gemeinde
    32.3 Mission und Ökumene
    32.4 Frauen und Männer, Jugend und Alter
    32.5 Medien
    32.6 Diakonie
    32.6.00 Armenhaus Bützow
    32.6.01 Armenhaus St. Nikolai Parchim
    32.6.03 Alexandrinenstift Rostock
    32.6.04 Kinderkrankenhaus Anna-Hospital in Schwerin
    32.6.05 Heilpädagogische Kinderheime Bad Segeberg
    32.6.06 Stadtmission Hamburg
    32.6.07 Stadtmission Hamburg / Roosenhaus
    32.6.08 Diakonisches Werk Lübeck
    32.6.11 Stiftung für Kirche und Diakonie 'In Würde alt werden'
    32.6.12 Bahnhofsmission Büchen

    Vollansicht Bestand

    Archiv Landeskirchliches Archiv Nordkirche
    Signatur: 32.6.12
    Name: Bahnhofsmission Büchen
    Laufzeit: 1954-1995
    Geschichte: Die Bahnhofsmission, ein kirchlicher Dienst am Menschen, nahm im 19. Jahrhundert ihren Anfang, als die Industrialisierung dazu führte, dass immer mehr Menschen reisten. Die Aktivitäten des "Vereins der Freundinnen Junger Mädchen" bildeten die Vorläufer der BM. Zunächt versorgte man junge Menschen, dann alle Reisenden: Arbeiter aus dem Ausland, Strafentlassene, Mütter und Kinder, Nichtsesshafte, Asylanten und Menschen mit Behinderungen. Die "Konferenz für Kirchliche Bahnhofsmission" bildet heute das gemeinsame Dach, das die evangelische BM (Verband der Deutschen Evangelischen Bahnhofsmission e. V.) und die katholischen BM (Deutscher Verband Katholischer Mädchensozialarbeit) vereint.

    Als im September 1957 der Reiseverkehr zwischen der DDR und der Bundesrepublik wieder aufgenommen wurde, übernahmen das Deutsche Rote Kreuz und die evangelische Kirchengemeinde Büchen die Betreuung der Reisenden.

    Die besondere Lage der Bahnhofsmission Büchen als erster Anlaufpunkt nach dem Grenzübergang war zwei Monate nach dem 17. Juni 1953 offensichtlich, als 10000 Menschen in sechs Sonderzügen aus der DDR zum 5. Evangelischen Kirchentag (12.-16.08.1953) nach Hamburg reisten und dann wieder zurückkehrten. Nachdem Bahnhofsmissionen in der DDR 1956 verboten wurden, gewannen die Grenzbahnhöfe und die evangelische und katholische BM an Bedeutung. Unter den sieben Grenzbahnhofsmissionen war Büchen schnell diejenige mit der größten Bedeutung.

    Nachdem die BM Büchen ihre Betreuungsarbeit zunächst in den Kellerräumen der Gaststätte oder im Freien leistete, konnte sie am 1. April 1957 eigenen Diensträume in einer Baracke beziehen. 1974 zog die BM in ein neues Haus auf dem Bahngelände.

    Da der Verwandtenbesuch zwischen der DDR und der Bundesrepublik lange Zeit nur mit dem Zug möglich war, musste eine Unterkunft geschaffen werden, wenn es keine direkten Anschlusszüge gab. Daher übertrug die Landesarbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtverbände der BM und dem DRK 1960 den Nachtdienst, so daß Reisende in einer Baracke übernachten konnten.

    Nach dem 13.08.1961, dem Mauerbau, verebbte der Besucherstrom aus der DDR in Büchen, nur vereinzelt kamen Umsiedler oder Flüchtlinge in die Mission. In dieser Zeit verhalf die BM 5500 Menschen zu einem Neubeginn in der Bundesrepublik, nachdem die sog. "Wanderer zwischen den Welten", 75% der Menschen, die von der Bundesrepublik in die DDR umsiedeln wollten, ohne Geld und Dokumente zurückgeschickt worden waren.

    Seit November 1964 durften Rentner aus der DDR vier Wochen pro Jahr ihre Verwandten in der Bundesrepublik besuchen. Die Aufgaben der BM wuchsen wieder erheblich. Im November 1964 reisten 13488 Menschen nach Büchen, im Dezember waren es 15328. Die Zahl der ehrenamtlichen Helfer wuchs an. 1965 wurden 70497 Besucher betreut, 1968 waren es 80181.

    Ab 1972 begannen die Besuchsreisen aus Polen, besonders Jugendliche kamen in die Bundesrepublik. Aussiedler wurden in Büchen nicht mehr versorgt, denn sie reisten direkt nach Friedland.

    Nach dem Mauerfall verlor die Bhnhofsmission rasch ihre singuläre Stellung, die Nachfrage nahm ab, so dass sie 1995 geschlossen wurde.

    Welche Ereignisse auch historisch oder politisch bedeutend waren, in der BM Büchen riss der Besucherstrom nie wirklich ab. Die beiden hauptamtlichen und die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, unter ihnen viele Jugendliche, verteilten unter den Reisenden Kaffee, Südfrüchte, Schokolade, warme oder kalte Mahlzeiten, Ostern und Weihnachten gehörten auch Beutel mit Süßigkeiten und ein besonderer Gruß dazu. Zur Betreuung gehörten neben der Verpflegung auch Gespräche, Auskünfte, Ein- und Aussteigehilfen, die Hilfe dabei, das Gepäck zu versorgen, oder aber einen Anschlusszug herauszusuchen. Die Versorgung der Eisenbahner hatte einen großen Stellenwert, denn sie verband die Reisenden der beiden deutschen Staaten.
    Die BM unterstützte nicht nur Reisende, die "Rentnerbetreuung" war eine der Hauptaufgaben der BM, sondern betreute auch Umsiedler, Besucher aus Polen, unterstützte die mitteldeutschen Eisenbahner und ihre Familien und half, daß die Kinder, die von Berlin aus nach Schleswig-Holstein zur Erholung geschickt wurden, die sog. "Berliner Kindertransporte" , mit Erfrischungen versorgt und in die Anschlußzüge begleitet wurden. Eine Vielzahl von unterschiedlichen Menschen verbrachte Zeit in der BM, unter den Reisenden auch Menschen ohne Obdacht. Wie dankbar die Betreuten waren, ist an den vielen Briefen und Karten zu erkennen, in denen, bis auf wenige Fälle, in denen Kritik laut wird, Dankbarkeit und Anerkennung der Arbeit spricht. Man scheute sich nicht, um Hilfe zu bitten.
    Und so bleibt neben dem großen Weltgeschehen der Alltag der Menschen in Erinnerung: die Bedeutung der Zitrusfrüchte, der Schokolade und der Tasse Kaffee für die Reisenden nach der Fahrt durch die DDR ebenso wie die Notwendigkeit, eine Anlaufstelle für Bedürftige jeder Art, ob sie nun Unterkunft, Unterstützung, einen Rat oder einen Zuhörer benötigen, zu schaffen.

    Leiterinnen der Bahnhofsmission:
    Seit dem 01.04.1957 war die Bahnhofsmission Büchen ständig besetzt, und der Bahnsteigdienst konnte regelmäßig ausgeführt werden. Die beiden hauptamtlichen Leiterinnen waren Frau Friedegard Belusa (evangelische BM, gestorben am 16.09.1996), und Frau Stephanie Nickler (katholische BM). Frau Belusa wurde für ihren Einsatz mit dem Verdienstkreuz am Bande und dem Goldenen Kronenkreuz der Diakonie geehrt. 1982 gingen beide in den Ruhestand. Ihre Nachfolgerinnen wurden Frau Helga Winterberg (evangelische BM) und Frau Rosa Maria Linke (katholische BM). 1991 erhielten sie für ihre Verdienste vom Bundespräsidenten das Verdienstkreuz am Bande. 1992 gingen Frau Winterberg, 1994 Frau Linke in den Ruhestand. Frau Lohse führte die BM seit dem 1.6.1993 zusammen mit 8 Mitarbeiterinnen die Mission.
    Bestandsgeschichte: a. Archivische Beaerbeitung
    Der Bestand wurde 1999 von Antje Christine Bock im Rahmen eines Praktikums geordnet, nach sachsystematischen Gesichtspunkten klassifiziert und mit Hilfe des Archivprogramms AUGIAS 5.02 verzeichnet. Die Klassifikation wurde aufgrund aufgrund eines fehlenden Aktenplans eigens erstellt.

    b. Bestandsgeschichte
    Der Bestand wurde 1996 aus den Privaträumen einer ehemaligen Leiterin der Bahnhofsmission, Frau Friedegard Belusa, in das Nordelbische Kirchenarchiv übernommen. Bei der Bewertung des Schriftgutes vor Ort in Büchen wurden lediglich Kassenbelege und fremde Druckschriften zur Vernichtung freigegeben.
    Der Bestand ist gemeinsames Eigentum des Verband der Deutschen Evangelischen Bahnhofsmission - Landesgruppe Schleswig-Holstein e.V. und des (katholischen) Caritasverbands für Schleswig-Holstein e.V.


    3. Hinweise auf andere Bestände; Literaturangaben

    a. Hinweise auf andere Bestände
    LKANK, 32.6.14, Diakonisches Werk Schleswig-Holstein, Landesverband der Inneren Mission e.V. und Ev. Hilfswerk

    b. Literaturangaben
    Hollwege, Jan Niklas; Lepsien, Arthur; Klitzschmüller, Jannik-Jörg; Mohr, Robin-Alexander, Interzonenverkehr statt Nachbarschaft - die Bahnhofsmission Büchen. In: Abgestaubt...aus Archiven in der Nordkirche, Jg. 2 (2014), S. 50.
    Thöming, Jann-Thorge, Bahnhofsmission Büchen. Ein Spalt im Eisernen Vorhang. Frankfurt a.M.: Peter Lang, 2020. (=Kieler Werkstücke, Reihe A: Beiträge zur schleswig-holsteinischen und skandinavischen Geschichte, Bd. 55, herausgegeben von Oliver Auge)
    Archiv: Landeskirchliches Archiv Nordkirche
    Verweis: 32.6.14 Diakonisches Werk Schleswig-Holstein, Landesverband der Inneren Mission e.V. und Ev. Hilfswerk
    32.6.13 Stadtmission Kiel
    32.6.14 Diakonisches Werk Schleswig-Holstein, Landesverband der Inneren Mission e.V. und Ev. Hilfswerk
    32.6.15 Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein e.V.
    32.6.16 Erholungsheim Haus 'Waldesruh' Dierhagen
    32.6.17 Vordiakonische Ausbildungsstätte Kublank
    32.6.18 Ev. Kinderheim/Emeritenheim Sanitz
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