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    Richter, Harald (Pastor)

    Vollansicht Bestand

    Archiv Landeskirchliches Archiv Nordkirche
    Name: Richter, Harald (Pastor)
    Laufzeit: 1933-2015
    Geschichte: Harald Richter wurde am 27. Mai 1927 in Böel, Kreis Schleswig, als 3. von 5 Kindern des Pastors Peter Richter und dessen Ehefrau geboren. Ab dem Jahr 1937 besuchte Harald Richter die Nationalpolitische Erziehungsanstalt in Plön. Mit der Nordmark-Spielschar war er 1940 in Ostoberschlesien, 1941 in Westpreußen, 1942 mit den Kameraden als Erntehelfer im Warthegau, dann in der Oberpfalz als Lagerunterführer in der Kinderlandverschickung (KLV). Noch 15-jährig wurde er Anfang 1943 als Marineartillerist auf Hitler vereidigt, blieb bis März 1944 bei der Flak in Kiel. Im Herbst war er am Flugplatz Hohn beim Reichsarbeitsdienst (RAD) tätig, worauf er Mitarbeiter an der Deutschen Heimschule in Prag wurde. Ab Januar war er als Soldat im Dienst, zuletzt an der Oder. Es folgte Arbeit in der Landwirtschaft und das Katechetische Seminar Breklum. Sein Abitur holte er 1946 an der Kaiser Karl-Schule in Itzehoe in einem dreimonatigen Kriegsteilnehmerlehrgang nach. Er studierte dann Theologie an den Universitäten Kiel (bis 1948), Bethel und Erlangen (1950). In Erlangen gründete er den "Studentischen Arbeitskreis für persönliche Verantwortung". Dieser Kreis entstand, nachdem Harald Richter Gustav Heinemanns Gründe für dessen Rücktritt als Bundesinnenminister erfahren hatte. Hiernach konnte Harald Richter Gustav Heinemann zu einem Vortrag gewinnen, der das Thema Wiederbewaffnung hatte und bei dem Studenten in einer Befragung das Für und Wider lebhaft erörterten. Er war Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Gesamtdeutschen Volkspartei (GVP) und half im Wahlkampf, doch löste sich die Partei nach den erfolglosen Wahlen von 1953 und 1957 auf.
    Ab Herbst 1951 studierte Harald Richter erneut in Kiel, engagierte sich jedoch weiterhin politisch. In Kiel schloss er sein Studium 1956 mit dem ersten Theologischen Examen ab, musste jedoch sein Promotionsvorhaben aufgrund des Todes seines Doktorvaters Prof. Dr. Dr. Rudolf Schneider abbrechen.
    Es folgte 1958 das zweite Theologische Examen in Kiel. Nach der Ordination im Schleswiger Dom am 20.04.1958 schloss sich ein Vikariat in Rendsburg an (Provinzialvikar in Neukirchen 26.04.1958, Provinzialvikar in Ladelund 01.06.1958, Pastor in Ladelund 31.05.1959).
    Im Laufe der kirchenpolitischen Auseinandersetzungen in Schleswig-Holstein kam es zum Zusammenschluss der "Kirchlichen Bruderschaft". Auch war Harald Richter Mitbegründer der "Demokratischen Aktion Schleswig-Holstein", sowie Teilnehmer an und Unterstützer von Demonstrationen zur Ostermarsch- und Antiatomtodbewegung.
    Die Versöhnungsarbeit der Gemeinde Ladelund in Schleswig-Holstein und der Gemeinde Putten in den Niederlanden ist der bedeutendste Aspekt aus seiner Arbeit als Pastor. Harald Richter übernahm die Aufgabe, die von Pastor Johannes Meyer 1950 gegründete Gedenk- und Begegnungsstätte in Ladelund zu führen. Er schaffte es, die Vermittlung zwischen den Angehörigen der Opfer des Konzentrationslagers Ladelund, sowie den Bewohnern Ladelunds voranzubringen. Seit 1990 befindet sich eine Dauerausstellung zum Thema "Konzentrationslager Ladelund 1944" im Ausstellungsgebäude der Gedenkstätte. Pastor Harald Richter ging 1992 in den Ruhestand, kümmerte sich jedoch weiterhin um die Versöhnung und Aufarbeitung der Zeit, als in Ladelund noch ein Konzentrationslager stand.

    Er starb am 30.1.2018 in Ladelund.
    Bestandsgeschichte: a. Archivische Bearbeitung
    Der Bestand wurde von Juli bis November 2010 von Thilo Pries in den Räumen des Nordelbischen Kirchenarchivs verzeichnet und in die Verzeichnungsdatenbank Augias 8.2 eingegeben. 2023 wurde ein Nachtrag (Nr. 241-247) von Ulrich Stenzel verzeichnet.
    Die Nr. 82 und 240 sind nicht belegt.

    b. Bestandsgeschichte
    Der Bestand wurde von Pastor Harald Richter im Juli 2010 an das Nordelbische Kirchenarchiv Kiel übergeben.
    Der bedeutendste Inhalt dieses Bestandes sind Unterlagen über die Gedenkstättenarbeit, im Speziellen der Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund, sowie die Korrespondenz mit Bewohnern und Angehörigen aus dem niederländischen Dorf Putten, u.a. mit den Nummern: Nr. 105 - 111 und Nr. 118 - 122.

    Nach der Verzeichnung durch das Nordelbische Kirchenarchiv hatte Harald Richter ein Vorwort für das Findbuch entworfen, dass zur Charaktierisierung im vollen Wortlaut wiedergegeben sei:

    "Harald Richter, Jahrgang 1927, Pastor in der Kirchengemeinde Ladelund/Südtondern von 1958-1992, gehört zur Generation jener Frauen und Männer, die - noch jugendlich - im "Totalen Krieg", seit Anfang 1942, als Luftwaffen-, Marinehelfer, Kriegshilfsdienstleistende, Arbeitsmaiden, Arbeitsmänner, Soldaten die militärische Niederlage Deutschlands als Bruch in ihrem Leben erfuhren. Dieser Bruch war für Harald Richter schwerer zu verarbeiten als für die Mehrzahl seiner Generation. Er war nämlich - mit Ausnahme des Jahres seiner Konfirmation in der Nationalpolitischen Erziehungsanstalt Plön vom zehnten bis zum achtzehnten Lebensjahr in preußisch-völkischer Tradition nationalsozialistisch erzogen worden. Ziel der Gemeinschaftserziehung in dieser damaligen Kadettenanstalt war, basierend auf dem Leitbegriff "Ehre", durch Kräftigung des Willens und Einübung von Eigenverantwortlichkeit die spätere, zu jedem Opfer, auch des eigenen Lebens, bereite Übernahme von Verantwortung in der damals propagierten "Volksgemeinschaft".
    Diese Erziehung kam ihm nach dem Bruch insofern jedoch zugute, als ihm die Unantastbarkeit der Würde, nun aber eines jeden Menschen, als die ihm durch das Evangelium zugesprochene Ehre, und die Bereitschaft, mit Gleichgesinnten dafür einzutreten, zum Leitmotiv seines Handelns in Kirche und Gesellschaft wurde.
    Davon legt schon der von ihm 1950 in Erlangen gegründete "Studentische Arbeitskreis für persönliche Verantwortung" ein beredetes Zeugnis ab. Dieser Kreis entstand nachdem Harald Richter als Werkstudent und Gast im Haus eines oberbergischen Fabrikanten von den in den Medien verschwiegenen Gründen des Rücktritts des Bundesministers des Innern erfuhr. Trotz verständlicher Ängste beim Ausbruch des Korea-Krieges war Heinemann als Mitglied des Rats der Evangelischen Kirche, noch in Gesamtdeutschland, nicht bereit, die 18 Millionen Deutschen in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) durch Remilitarisierung und Westabmarsch der Bundesrepublik der durch Ulbricht vertretenen Gewaltherrschaft auf unabsehbare Zeit auszuliefern. Es gelang Harald Richter, Heinemann zu einem Vortrag zum Abschluss einer Woche zu gewinnen, in der das Für und Wider von einer Befragung der Studentenschaft lebhaft erörtert wurde. Eine überwältigende Mehrheit lehnte eine Bewaffnung so kurz nach Kriegsende im westlichen Teil Deutschlands ab.
    Die in jenen Tagen entstandene freundschaftliche Beziehung zum späteren Bundespräsidenten hat mit dazu beigetragen, dass Harald Richter in den Wirren und Widrigkeiten standzuhalten und den ihm gemäßen Weg zu gehen vermochte.
    Im Anschluss an die von Gustav Heinemann, Kurt Scharf, Helmut Gollwitzer, Martin Niemöller und anderen repräsentierte, besonders im Wahlkampf der Gesamtdeutschen Volkspartei von Hermann Ehlers, Eugen Gerstenmeier, Hans Asmussen und anderen aufs Heftigste bekämpfte Gruppierung kam es im Laufe der kirchenpolitischen Auseinandersetzungen in Schleswig-Holstein zum Zusammenschluss einer kirchlichen Bruderschaft, deren Mitglieder sich später im Widerstand gegen die Notstandsgesetzgebung, gegen Restauration und Neonazismus für ein Verbot der NPD und für einen blockübergreifenden Frieden als Christen für die Abrüstung in dem Land zwischen den Meeren wiederfanden. Auf Spuren dieses Weges kann das vorliegende Findbuch hinweisen.
    Persönliche Unterlagen und Dokumente, seine Auseinandersetzung den Nationalsozialismus betreffend, seinen theologischen Werdegang von Prof. Dr. Dr. Rudolf Schneider, der von Heidegger kommend Philosophie und Theologie im Gespräch mit dem Kieler Philosophen Ludwig Landgrebe vermittelte, über Prof. Dr. Werner Ebert, der ihm die Scheidung von Gesetz und Evangelien, auch die beiden Regierweisen Gottes lehrte, bis zur vierjährigen Vorbereitung auf die Promotion erläuternd, deren Forschungsarbeit zum Thema "Das Herrengebet als Gebet des Herren - ein Beitrag zu den Vaterunser-Auslegungen Augustinus" durch Prof. Schneiders frühen Tod jäh unterbrochen wurde und in eine Untersuchung der Entstehung der Gnaden- und Prädestinationslehre Augustinus zum ersten theologischen Examen einmündete, befinden sich z. Zt. noch in seinem Privatarchiv.
    Unterlagen über gegenwartsbezogene Fragestellungen während seines pfarramtlichen Dienstes, von denen etliche auch noch nicht archiviert werden konnten, und zu finden unter den Stichworten "Theologischer Beirat der schleswig-holsteinischen Landeskirche", deren Mitglied in der Nachfolge Vollborns bis zum Übergang in die NEK er war, "Schmalenbeker Kreis" zu Fragen der Kirchenpolitik, "Flemhuder Konferenz" zu Fragen der jeweils aktuellen theologischen Strömungen, ökumenischer und jüdisch-christlicher Begegnungen im In- und Ausland (u.a. Leo Baeck College, London, Israel) und "Luther-Akademie Sonderhausen-Ratzeburg", in der es auf den jährlichen Tagungen um den neuesten Stand der Luther-Forschung und die Gegenwartsbedeutung des Luthertums geht."

    3. Hinweise auf andere Bestände; Literaturangaben

    a. Hinweise auf andere Bestände
    Kirchenkreisarchiv Nordfriesland, Gedenkstätte Ledelund
    Kirchenkreisarchiv Nordfriesland, Gedenkstätte Ladelund - Museale Objekte

    b. Literaturangaben
    Buggeln, Marc: Arbeit und Gewalt - Das Außenlagersystem des KZ Neuengamme, Göttingen 2009.
    de Keizer, Madelon: Razzia in Putten - Verbrechen der Wehrmacht in einem niederländischen Dorf, Köln 2001.
    Leppien, Jörn-Peter: "Das waren keine Menschen mehr..." - Aus der Chronik der Kirchengemeinde - Pastor Johannes Meyer über das Konzentrationslager Ladelund 1944 - Eine quellenkritische Studie (Grenzfriedenshefte Nr. 3), Flensburg 1983.
    Leppien, Jörn-Peter (Hrsg.): Konzentrationslager Ladelund - Wissenschaftliche Dauerausstellung in der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund, Schleswig-Holstein, Ladelund 1995.
    Richter, Harald: Wir haben das Selbstverständliche getan. Ein Außenlager des KZ Neuengamme bei uns in Ladelund, Gräber auf unserem Friedhof und Erfahrungen, für die wir dankbar sind. In: Garbe, Detlev (Hrsg.): Die vergessenen KZs? Gedenkstätten für die Opfer des NS-Terrors in der Bundesrepublik, Bornheim-Merten 1983, S. 121 - 143.
    Archiv: Landeskirchliches Archiv Nordkirche
    Reumann, Klauspeter (Kirchenhistoriker)
    Rechlin, Karl Ferdinand (Propst)
    Rönck, Hugo (Pastor)
    Rönnau, Erich (Propst)
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    Rohrdantz, Theodor (Pastor)
    Romberg, Walter (Pastor)
    Schmidt zur Nedden, Hermann (Oberkirchenratspräsident)
    Rossmann, Siegfried (Oberkirchenratspräsident)
    Salchow, Ernst-Günther (Pastor)
    Scheven, Karl von (Bischof)
    Schmidt, Johann Joachim (Dezernent für Theologie im Landeskirchenamt Kiel)
    Schmidt, Johannes Friedrich Ludwig (Direktor des Landesvereins für Innere Mission)
    Schill, Johann-Georg (Oberkirchenratspräsident)
    Schmidt, Kurt Dietrich (Professor für Kirchengeschichte)
    Schlomann, Wilhelm (Oberkirchenratsoberinspektor)
    Schmidt, Walter (Mitglied des Kirchenvorstandes von St. Marien in Lübeck)
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