1. Geschichte der ESG Kiel Die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs zeichneten die Kieler Christian-Albrechts-Universität schwer. Da der Großteil der Gebäude zerstört wurde und der Neuaufbau noch andauerte, wurden zum ersten Nachkriegs-Wintersemester 1945/46 drei Schiffe an der Elisabeth-Brücke und in der Nähe festgemacht, die die Raumnot etwas lindern und den Studenten als Unterkunft dienen sollten.
Demzufolge lud Marine-Dekan Sontag Ende November 1945 als Zeichen eines Neuaufbaus alle Studierenden zu einer Bibelstunde ein, da bei einer Neugründung der Studierendengemeinde auf keine bestehende Gemeinde mehr zurückgegriffen werden konnte. Diese Bibelstunde sollte in der Folgezeit zu einer festen Institution werden. Die Stelle des Studentenpfarrers blieb zunächst vakant, wurde jedoch in Vertretung zuerst durch Marine-Dekan Sontag, danach durch Prof. Rendtorff ausgeübt, sodass Pastor Dr. Rudolf Schneider, der seine Arbeit im darauffolgenden Sommersemester aufnahm, der erste ev. Studentenpfarrer im Kiel der Nachkriegszeit gewesen ist.
Universitätsgottesdienste in der Aula der Graf-Spee-Schule, Morgenwachen in der Ansgarkirche und Vorträge mit weit gefächerten Themen gehörten sehr bald, genau wie die inzwischen wöchentlich veranstalteten Bibelstunden, zu festen Einheiten der Studierendengemeinde. Abgeschlossen wurden die Semester außerdem oftmals mit einer Rüstzeit. Bereits im ersten Semester der Arbeit bildete sich ein Chor und in den Universitätsgottesdiensten eine Liturgie heraus, was, wie in der Chronik besonders hervorgehoben, erheblich zur Festigung der Gemeinde beigetragen habe.
In der Folgezeit entstand Kontakt zu anderen ev. Studierendengemeinden in Rostock, Freiburg und Wuppertal, der mindestens bis in die 1990er hinein Bestand hatte. Besonderen Stellenwert hatten auch die Arbeitskreise für Ausländer- und Friedensarbeit, bei denen es unter anderem Projekte für Flüchtlingshilfe sowie Proteste gegen den Golfkrieg gegeben hat.
Zum Sommersemester 1958 wurde das Dietrich-Bonhoeffer-Haus als Wohnheim der Ev. Studierendengemeinde der Universität Kiel in der Körnerstraße eingeweiht. Mit dem Neubau der Universitätskirche Mitte der 1960er Jahre wurde das Engagement in der Gemeinde gewürdigt. Dieser Bau hat in der Geschichte der Ev. Studierendengemeinde Kiel einen recht hohen Stellenwert, da die Kieler Universitätskirche die einzige evangelische Universitätskirche Deutschlands ist, die nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut worden ist.
In der Arbeit der Ev. Studierendengemeinde Kiel haben die Schwerpunkte sich dahingehend verschoben, dass sie nicht mehr vorwiegend in der Friedensarbeit, sondern in den wöchentlichen Zusammenkünften in der Universitätskirche sowie in den Themenabenden liegen.
Die ESG Kiel ist nach dem derzeitigen Recht eine nach kirchlichem Recht geordnete Gemeinde ohne Rechtspersönlichkeit. In den Leitlinien wird der organisatorische Rahmen näher bestimmt. Dabei wird deutlich, dass der Wahlkörper nicht fest umrissen ist, indem alle Studierenden, Lehrende und an der Universität Tätigen, die in der Gemeinde mitarbeiten, an der Gemeindeversammlung und an der Wahl zum Gemeinderat mitwirken können. Die Gemeindeversammlung berät über Grundsatzfragen der ESG und wählt den Gemeinderat. Dieser stellt den Haushalt auf und regelt die Organisation der ESG. Die Studentenpastoren und der Universitätsprediger werden nicht vom Gemeinderat berufen. Erstere werden unter Mitwirkung des Gemeinderats von der Kirchenleitung berufen, letzterer ist ein Professor der Theologischen Fakultät. Ferner besteht ein Kirchenkollegium, das die Universitätskirche verwaltet und die Durchführung der Universitätsgottesdienste unterstützt. |
a. Archivische Bearbeitung Die erste Erschließung erfolgte 2008 von Antje Bemmer (Nr. 1-105). Der Nachtrag von 2018 wurde 2018 von Laura Sophie Denecke (Nr.106-475) erschlossen.
b. Bestandsgeschichte: Das Schriftgut der ESG Kiel wurde 2007 vom Nordelbischen Kirchenarchiv übernommen. Im März 2018 erfolgte eine weitere Übernahme von Schriftgut der ESG. Der Bestand war nicht geordnet, aber in einem guten Zustand überliefert und zum Großteil thematisch gut getrennt. Einige Archivguteinheiten mit personenbezogene Einzelfallakten zu Stipendien und Studienförderungen unterliegen noch den Schutzfristen und sind daher hier nicht extern sichtbar. Die Archivguteinheiten sind für die Mitarbeitenden des Landeskirchlichen Archivs in der Archivdatenbank recherchierbar. Die Benutzung ist beim Landeskirchlichen Archiv anzufragen.
3. Hinweise auf andere Bestände; Literaturangaben
a. Hinweise auf andere Bestände LKANK, 31.1.22, Studenten- und Hochschulpfarramt in Hamburg (Hamburg, Nordelbien, Nordkirche)
b. Literaturangaben Andresen, Dieter (Hrsg.), Kirche am Montag. Kieler Beispiele öffentlicher Kommuni-kation. Hamburg: Furche Verlag, 1973. |