Christian Dethleffsen wurde am 06.02.1922 in Flensburg geboren, wo er auch das Gymnasium besuchte. Während des Zweiten Weltkrieges war er vom 05.05.1941 bis zum 13.05.1944 Soldat der Kavallerie in Ludwigslust/Mecklenburg, Frankreich, der UdSSR, Dänemark und Italien. Vom 13.05.1944 bis zum 15.05.1947 befand sich Dethleffsen in Kriegsgefangenschaft, begann sein Theologiestudium jedoch am 03.03.1947 an der École de théologie Montpellier. Er studierte danach in Bethel, Kiel, Heidelberg und Kopenhagen. In Kiel legte er die erste (22.04.1952) und die zweite Prüfung (09.10.1953) ab, an die sich seine Ordination am 18.10.1953 in Kiel anschloss. Im November 1953 wurde Dethleffsen Hilfsgeistlicher in Heide, bis er am 15.08.1954 die zweite Pastorenstelle (Heide II) übernahm. In seine Heider Zeit fallen die Hochzeit mit seiner Frau Ruth geb. Becker und die Geburt seiner vier Kinder. Am 29.04.1973 wechselte Dethleffsen an die Christuskirche in Pinneberg (Pinneberg IV) und blieb dort zu seiner Emeritierung am 31.12.1985. Am 17.01.2004 verstarb Christian Dethleffsen.
Christian Dethleffsen war ein Theologe, der es als Aufgabe der Verkündigung ansah, in gesellschaftlichen Konflikten öffentlich Stellung zu beziehen. Für ihn sollte die protestantische Kirche eine Akteurin in den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen der Demokratie sein, deren Stellung und Stellungnahmen sich vom christlichen Bekenntnis ableiten. Dethleffsen war aktiv in der Gesamtdeutschen Volkspartei (und Geschäftsführer des Landesverbands Schleswig-Holstein), jahrzehntelang Vorsitzender der kirchlichen Bruderschaft Schleswig-Holstein, Mitgründer der Christen in der Verantwortung (CiV), der Christen für den Frieden u.a. (kirchenoppositioneller) Vereinigungen. Er engagierte sich in der Friedensbewegung der 1950er so wie der 1980er Jahre. Er trat gegen die Notstandgesetze wie gegen die Berufsverbote ein und vieles andere mehr.
Vor allem aber waren für Dethleffsen die Lehren aus der NS-Zeit und dem Zweiten Weltkrieg zu ziehen: Das bedeutete für ihn die Betätigung gegen Krieg und Kriegsdienst, für Versöhnung und Völkerverständigung, Menschenrechte und die Überwindung des Antikommunismus.
Der Nachlass Dethleffsen gibt über sein gesellschaftspolitisches Engagement erstaunlich wenig Aufschluss. Spuren seines Engagements (und seiner zahlreichen Briefe) finden sich eher in den Nachlässen seiner Freunde Wolfgang Grell und Harald Richter oder in den Korrespondenzen der schleswig-holsteinischen bzw. nordelbischen Bischöfe. Verzeichnisse seiner Leserbriefe gibt es nicht.
Dethleffsens Nachlass gibt mehr Aufschluss über seine Arbeitsweise und die Intensität seines Engagements. Der größte Teil des Nachlasses ist seine Sammlung zur Zeitgeschichte. Offenbar hatte die Beschäftigung mit der NS-Zeit bzw. NS-Vergangenheit eine zentrale Rolle für ihn. Auffällig hierbei ist, dass sich Dethleffsen intensiv mit Originalschriften von Nationalsozialisten auseinandersetzte, wie die zahlreichen Unterstreichungen und Randbemerkungen u.a. in Hitlers „Mein Kampf zeigen. Gerade das in Dithmarschen auch nach 1945 verbreitete (nationalsozialistische) Neuheidentum, mit dem sich Dethleffsen in seiner Heider Zeit intensiv auseinandersetzte, versuchte er durch das Lesen von Originaldokumenten zu verstehen. Dies belegen auch die nicht in den Nachlass aufgenommenen Schriften von Gustav Frenssen und Adolf Bartels, die auch nach 1945 ein hohes Ansehen in Dithmarschen hatten.
Dethleffsen ließ sich viele Druckschriften aus der DDR zusenden, von den Broschüren über NS-Verbrecher in Westdeutschland (die Braunbücher u.ä.) bis hin zu Propagandaschriften, die er ebenso sammelte, wie die Publikationsreihen der Bundeszentrale der Politischen Bildung. Auffällig ist hier, dass Dethleffsen keine Berührungsängste gegenüber der DDR hatte. In mehreren Propagandaschriften finden sich Schreiben der jeweiligen Redaktionen mit der Bitte um Reaktion und Austausch, die sich als Kontaktaufnahmeversuche des Ministeriums für Staatssicherheit auffassen lassen. |
a. Archivarische Bearbeitung Der Bestand wurde 2009 von Tristan Schwennsen erschlossen. Die Archivguteinheiten Nr. 592 (2010) und Nr. 593-595 2012) wurden nachgetragen.
b. Bestandsgeschichte Der Bestand wurde dem Archiv n den Jahren 2005 und 2007 von der Familie dem Archiv übergeben.
Christian Dethleffsens Nachlass bestand zum größten Teil aus einer Bibliothek, von der nur wenige Bücher übernommen und der Archivbibliothek zugeführt wurden. Ebenso wurde die große Zeitschriftensammlung (u.a. Informationen zu Politischen Bildung komplett) nicht übernommen. Lediglich die umfangreiche Materialsammlung zur Zeitgeschichte, die größtenteils eine Presseausschnittssammlung darstellt, wurde übernommen. Sie stellt den umfangreichsten Teil des Nachlasses dar.
Während Dethleffsen vor allem die geschichtspolitischen Diskurse der Bundesrepublik vollständig zu dokumentieren suchte, finden sich nur wenige Belege seines eigenen Engagements. Insbesondere die Unterlagen seiner Geschäftsführung der kirchlichen Bruderschaft lagen nicht vor. Hinweise auf sein restliches Engagement finden sich leider nur zu einem kleinen Teil.
3. Hinweise auf andere Bestände; Literaturangaben
a. Hinweise auf andere Bestände keine
b. Literaturangaben Linck, Stephan: Neue Anfänge? Der Umgang mit der Evangelischen Kirche mit der NS-Vergangenheit und ihr Verhältnis zum Judentum. Die Landeskirchen in Nordelbien. Kiel: Lutherische Verlagsgesellschaft, 2013. |