Der Landesbischof ist der zum Dienst an der Leitung der Landeskirche von der Landessynode gewählte und berufene Pastor. Als solcher ist er verantwortlich für die evangeliumsgemäße Verkündigung und Lehre, den Zusammenhalt der Kirche, die Verbindung zur theologischen Forschung und Lehre, öffentliche kirchliche Stellungnahmen und die Weihe von Kirchen und Kapellen. Er ist in weitere Kirchenleitungsaufgaben eingebunden. So ist er Mitglied im Kollegium des Oberkirchenrats und beruft jede neu gewählte Landessynode zu ihrer ersten Tagung ein, verplichtet die Mitglieder der Landessynode und besitzt gegenüber der Landessynode ein Veto- sowie das Auflösungsrecht. Die dem Bischofsamt zugeordneten Aufgaben der Visitation und Ordination sind der Verkündigung dienend zugeordnet. In seiner Verantwortung für die Ordination und die kirchlichen Amtsträger führt der Landesbischof den Vorsitz in der Prüfungskommission, fertigt die Berufungsurkunden aus und führt die Landessuperintendenten und die Pastoren in allgemeinkirchlichen Aufgaben sowie den Präsidenten des Oberkirchenrats und die Oberkirchenräte in einem Gottesdienst in ihr Amt ein. Als pastor pastorum ist er Seelsorger für die Pastoren der Landeskirche.
Heinrich Rathke war Landesbischof von 1970 bis 1984. Biografie: Dr. theol. (* Mölln 12.12.1928), Landespastor für Volksmission 1970, Landesbischof 27.3.1971, P. in Crivitz 1.7.1984, Ruhestand 30.9.1991. Vater Pastor; Studium der Theologie in Kiel, Erlangen u. Tübingen; Erstes Theologisches Examen in Amberg; 1953 Besuch des Predigerseminars in Blücher, 1954 Ordination; 1955 Zweites Theologisches Examen; Vikar in Bad Doberan; Pastor in Warnkenhagen (Mecklenb.); 1960 Promotion in Rostock; ab 1962 Pastor der St. Andreas-Gemeinde in Rostock-Südstadt; ab 1970 Landespastor für Volksmission in Güstrow; Nov. 1970 Wahl u. März 1971 Amtsantritt als Landebischof; 1970 auf der Bundessynode des BEK Vorstellung der Thesen »Kirche für andere« als Interpretation der Formel »Kirche im Soziaismus« mit der Aufforderung an die Christen in der DDR zu aktiver gesellschaft-politischer Beteiligung; 1977 - 1981 leitender Bischof der VELK DDR; in dieser Funktion u. a. intensive Kontakte zu Kirchen in der UdSSR; 1978 - 1980 Vorsitzender des Nationalkomitees des Lutherischen Weltbunds in der DDR; 13.12.1981 Begrüßungsansprache an den Bundeskanzler Helmut Schmidt bei dessen offiziellen Besuch im Dom zu Güstrow; seit Anfang der 1980er Jahre verstärktes Engagement in der Friedens- und Menschenrechtsarbeit, u. a. Kritik an der Einführung des Wehrkundeunterrichts und der verschärften Strafverfolgung pazifistischer Jugendlicher in der DDR, von der SED als »feindlich negativ« eingestuft; Nov. 1983 Ablehnung einer zweiten Amtsperiode als Bischof; ab 1984 Pastor in Crivitz bei Schwerin; 1989 Mitbegründer des Neuen Forums in Crivitz und Vertrauensperson bei der Auflösung von Einrichtungen des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) im Landkreis; 1991 Ruhestand; seitdem wiederholt längere Aufenthalte in Rußland und Kasachstan zur Betreuung der dortigen deutschen lutherischen Gemeinden; bis 1994 Bischöflicher. Visitator in Kasachstan; Mitglied des Beirats des Bundesbeauftragten für die Stasiunterlagen bis 1998; 1999 Dr. h. c. der Univ. Rostock; Ehrenbürger der Stadt Crivitz; lebt in Schwerin.
Christoph Stier war Landesbischof von 1984 bis 1997. Biografie: Dr. theol. h.c. * Magdeburg 7.1.1941, + Rostock 13./14.2.2021, Pastor für Weiterbildung und Akademiearbeit in Güstrow 1976, Landesbischof 30.6.1984, Landessuperintendent in Neustrelitz 1.9.1997, Ruhestand 31.7.2004. 1984 trat der Landespastor für Weiterbildung und Akademiearbeit Christoph Stier mit nur 43 Jahren die Nachfolge von Landesbischof Dr. Heinrich Rathke an. Wie dieser lehnte er kirchliche Kontakt zu SED und Staatssicherheit strikt ab und versuchte so konsequent wie möglich Kontakte zur Staatsmacht auf die kirchenleitende Ebene zu kanalisieren. Im Ergebnis blieb die Unterwanderung der Mecklenburgischen Landeskirche durch die Staatssicherheit vergleichsweise gering. 1986 bis 1988 war er zudem leitender Bischof der VELK DDR. Als Landesbischof setzte sich Stier für ein gesallschaftlich-politisches Engagement der Kirchen ein, insbesondere in der Friedens- und Menschenrechtsarbeit. Wiederholt appellierte er an die DDR-Führung, sich auf einen innenpolitischen Dialog einzulassen. Im Herbst 1989 setzte er sich für die Zulassung der neuen oppositionellen Gruppen ein. In Bezug auf die Aufarbeitung der IM-Tätigkeit kirchlicher Mitarbeiter vertrat er einen konsequenten Standpunkt. |
a. Archivische Bearbeitung Ursprünglich Ariadne Erschließung ca. 2015. Die Klassifikation orientiert sich an der Aktenordnung von 1984.
b. Bestandsgeschichte Die Akten wurden am 26.09.1991 und 27.04.1992 sowie in geringerem Umfang 2007 und 2019 übernommen.
3. Hinweise auf andere Bestände; Literaturangaben
a. Hinweise auf andere Bestände LKANK, Rathke, Heinrich (Landesbischof) - Handakten LKANK, Rathke, , Heinrich (Landesbischof) - Nachlass LKANK, Stier, Christoph (Landesbischof)
b. Literaturangaben Beltz, Johannes, Romberg, Bruno, Siegert, Astrid: Die mecklenburgischen Pfarren seit dem dreißigjährigen Kriege, begründet von Gustav Willgeroth: Präsident/Präses der Landessynode, Landessynodalausschuß, Kirchenleitung, Oberkirchenrat, Pastoren in allgemeinkirchlichen Aufgaben. Nachtrag 1987 mit Ergänzungen bis 1.9.1993. Hrsg. vom Oberkirchenrat der Ev.-Luth. Landeskirche Mecklenburgs, [Schwerin 1993], S. 21. Rathke, Heinrich: „Wohin sollen wir gehen? Der Weg der Evangelischen Kirche in Mecklenburg im 20. Jahrhundert. Erinnerungen eines Pastors und Bischofs und die Kämpfe mit dem Staat, Kiel 2014. Sitter, Roger, Neubert, Ehrhart: Rathke, Heinrich. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010. dies.: Stier, Christoph. In: Wer war wer in der DDR? Band 2, Berlin: Ch. Links, 2010. |